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der gleichen Fläche — bei Weizen 13,8 gegen 25,6, Roggen 10,3 gegen
19,1, Kartoffeln 96,1 gegen 158,6 Doppelzentner auf den Hektar — ein
fast erstaunlicher Unterschied vorhanden.
Was vom Ackerbau gilt, gilt auch von der Vichzucht. Abgesehen
von der Pferdezucht, in der Deutschland in Europa nur von Mußland
übertroffen, von Österreich-Ungarn fast erreicht, von Frankreich und noch
mehr von Großbritannien in beträchtlichen Abständen gefolgt wird,
kommen auch hier die großen Fortschritte nicht in erster Linie in den
Zahlen der Tiere zum Ausdruck. Die nicht zu vergrößernde Fläche
zieht auch hier enge Grenzen. Es handelt sich vielmehr auch in der
Viehzucht darum, das ökonomische Prinzip, mit möglichst geringem
Aufwand möglichst viel zu erreichen, im weitesten Maße zur Ourch-
führung zu bringen, und das zeigt sich darin, daß wir einerseits das
Gewicht des cinzelnen Tieres beim Rindvieh= wie Schweincbestand
außcrordentlich gesteigert und andererseits das Wachstum bis zur vollen.
Schlachtreife außerordentlich beschleunigt haben. Die Erfolge dieser für
unsere Fleischerzeugung wichtigsten Bemühungen kommen in der Sta-
tistik natürlich nicht zum Ausdruck. Aber selbst wenn wir von ihnen
absehen, steht Dentschland als Viehzüchter unter den Bölkern Europas
günstig da. In der Schweinezucht — Deutschland ist zu zwei Orittel
ein Schweinefleisch essendes Land — steht es weitaus an erster Stelle.
ARußland, Frankreich und Großbritannien mit Irland hatten 1913 zu-
sammen noch nicht so viel Schweinc aufzuweisen wie wir noch am 1. De-
zember 1914 (25 333772). In der Rindviehzucht wird Deutschland mit
rund 20 Millionen Köpfen zwar von Rußland mit 37,1 Millionen in
der Zahl sehr beträchtlich übertroffen, aber dieser große ziffernmäßige
Vorsprung dürfte doch durch Lualitätsunterschiede zum großen Teil
ausgeglichen werden. Ganz besonders unserm glänzenden Bestand von
11 Millionen Milchkühen dürfte Rußland nichts Gleichwertiges an
die Seite zu stellen haben. Nach Deutschland solgen Österreich-Ungarn
mit 16,5, Frankreich mit 14,7, England, Irland und Wales (für Schott-
land sind die Zahlen nicht erhältlich) mit 10,6 Millionen Nindern.
Diese doppelte Vorzugsstellung, die Deutschland in der Viehzucht ein-
nimmt, wird auch nicht etwa dadurch erschüttert, daß es in dem exten-
sivsten Zweig der Viechzucht, der Schafzucht, bewußt, allerdings viel-
leicht etwas zu stark, hinter Rußland, Großbritannien und Frankreich
zurückgeblieben ist. Es bleibt die Tatsache bestehen, daß wir unter engem
Zusammenwirken von Wissenschaft und Praxis uns in unserem Vich-
stand ein Vermögen angesammelt haben wie kein anderes Volk. In
Aotsällen können wir an ihm zehren, und in Zeiten der Ruhe werden