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Das erste ist die Essigräucherung. Diese Räucherung
mit Essig hat in Hinsicht ihrer Wirkung auf vie Kranken vor
allen folgende entschtedene Vorzüge, weil der Essig der thierischen
Natur mehr verwandt ist als die andern Mittel. Es ist eine
Erfahrung aus alten und neuen Zeiten und von den berühm-
testen Aerzten, daß diese Räucherung in den bösartigsten Fällen
vollständige Hilfe gewährt hat. Besonders wird selbige da ge-
nügen, wo nur einzelne Kranke vorhanden sind, wie gewöhnlich
in Familien, und wo es daher auch leicht ist, auf Reinlichkeit,
Lufterneuerung, überhaupt auf die ganze Krankenpflege alle
nur erforderliche Sorgfalt zu wenden.
Auf die in die Luft übergegangenen Ausdünstungen hat
indessen der Essig unter den übrigen Mitteln die schwächste
Wirkung. In Fällen daher, wo in einem Zimmer einige
Kranke beisammen, die Zimmer auch wohl enge und niedrig
sind, und besonders in Lazarethen, wo ihre Zahl sich noch
mehr häuft, erfordert die Vorsicht, zugleich stärker wirkende
Mittel anzuwenden, um die Luft zu reinigen und die Ansteckung
zu verhüten. Hier dient nun die Salpeterräucherung,
aus Salpeter und Vitriolöl, welche sich als ein sichtbarer weißer
Nebel in die Luft verbreitet, und nächst der Essigräucherung in
Hinsicht der Wirkung auf die Kranken als die mildeste erfunden
worden; besonders für solche, die eine schwache Brust haben.
Noch stärker, als die Salpeterräucherung, wirkt auf den
Ansteckungsstoff in der Luft die schwarze Salzräucherung,
aus Salz (Kochsalz), Braunstein und Vitriolöl. Diese Räu-
cherung steigt aus den genannten Sachen als ein gelblicher
Dunst auf, von ganz eigenem Geruche; in zu großer Nähe
eingezogen nimmt sie heftig den Kopf ein und erregt Husten
und Zusammenschnüren des Schlundes; sie verbreitet sich noch
leichter in der Luft, als die Salpeterräucherung und ist durch-
dringender. Diese wendet man daher an, wo nach den vor-
handenen Umständen besonders Gefahr zu befürchten oder auch
bereits vorhanden ist, wo die Ausdünstungen sehr stark und
wiorig sind. Man muß aber bei dieser Räucherung besonders
vorsichtig sein, weil sie den Kranken nachtheilig werden kann,
wenn sie im Uebermaaße, oder sonst nicht richtig, angewandt wird.
Zuletzt ist noch die Schwefelräucherung zu merken,
durch Verbrennen von Schwefel. Jeder, der in seinem Leben
einmal ein Schwefelhölzchen, oder einen Schwefelfaden, ange-