Full text: Das Civil-Medizinal-Wesen im Königreiche Bayern. 2. Band. Die Medizinalpolizei. (2)

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Das erste ist die Essigräucherung. Diese Räucherung 
mit Essig hat in Hinsicht ihrer Wirkung auf vie Kranken vor 
allen folgende entschtedene Vorzüge, weil der Essig der thierischen 
Natur mehr verwandt ist als die andern Mittel. Es ist eine 
Erfahrung aus alten und neuen Zeiten und von den berühm- 
testen Aerzten, daß diese Räucherung in den bösartigsten Fällen 
vollständige Hilfe gewährt hat. Besonders wird selbige da ge- 
nügen, wo nur einzelne Kranke vorhanden sind, wie gewöhnlich 
in Familien, und wo es daher auch leicht ist, auf Reinlichkeit, 
Lufterneuerung, überhaupt auf die ganze Krankenpflege alle 
nur erforderliche Sorgfalt zu wenden. 
Auf die in die Luft übergegangenen Ausdünstungen hat 
indessen der Essig unter den übrigen Mitteln die schwächste 
Wirkung. In Fällen daher, wo in einem Zimmer einige 
Kranke beisammen, die Zimmer auch wohl enge und niedrig 
sind, und besonders in Lazarethen, wo ihre Zahl sich noch 
mehr häuft, erfordert die Vorsicht, zugleich stärker wirkende 
Mittel anzuwenden, um die Luft zu reinigen und die Ansteckung 
zu verhüten. Hier dient nun die Salpeterräucherung, 
aus Salpeter und Vitriolöl, welche sich als ein sichtbarer weißer 
Nebel in die Luft verbreitet, und nächst der Essigräucherung in 
Hinsicht der Wirkung auf die Kranken als die mildeste erfunden 
worden; besonders für solche, die eine schwache Brust haben. 
Noch stärker, als die Salpeterräucherung, wirkt auf den 
Ansteckungsstoff in der Luft die schwarze Salzräucherung, 
aus Salz (Kochsalz), Braunstein und Vitriolöl. Diese Räu- 
cherung steigt aus den genannten Sachen als ein gelblicher 
Dunst auf, von ganz eigenem Geruche; in zu großer Nähe 
eingezogen nimmt sie heftig den Kopf ein und erregt Husten 
und Zusammenschnüren des Schlundes; sie verbreitet sich noch 
leichter in der Luft, als die Salpeterräucherung und ist durch- 
dringender. Diese wendet man daher an, wo nach den vor- 
handenen Umständen besonders Gefahr zu befürchten oder auch 
bereits vorhanden ist, wo die Ausdünstungen sehr stark und 
wiorig sind. Man muß aber bei dieser Räucherung besonders 
vorsichtig sein, weil sie den Kranken nachtheilig werden kann, 
wenn sie im Uebermaaße, oder sonst nicht richtig, angewandt wird. 
Zuletzt ist noch die Schwefelräucherung zu merken, 
durch Verbrennen von Schwefel. Jeder, der in seinem Leben 
einmal ein Schwefelhölzchen, oder einen Schwefelfaden, ange-
	        
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