Full text: Das Civil-Medizinal-Wesen im Königreiche Bayern. 3. Band. Die Medizinalpolizei (Fortsetzung). (3)

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Hand, mit erwärmtem oder mit warmem Branntwein besprengtem 
Flanell; auch kann man sich an den Füßen warmer Bürsten 
bedienen. 
10) Bei diesem ganzen Geschäfte muß folgende Ordnung 
sein; daß, während zwei Personen das Lufteinblasen besorgen, 
zwei die warmen Tücher einschlagen, und zugleich einreiben, der- 
jenige, welcher den Kranken anstreicht, das Klystir beibringe. 
Nebstdem muß in der Nähe Feuer, warmes Wasser und Er- 
wärmung der Tücher besorgt werden. 
11) Könnte man dabei ein warmes Bad haben, so setze 
man den Unglücklichen hinein, wobei das Reiben fortgesetzt, das 
Lufteinblasen aber unterlassen wird. Dieses Bad darf im An- 
fange nur wenig erwärmt sein, die Wärme ist nach und nach 
durch hinzugegossenes heißes Wasser zu erhöhen, und der Be- 
handelte fünfzehn bis zwanzig Minuten darin zu lassen. 
12) Hierauf kann man besondere Reize auf die Sinnes- 
werkzeuge nirken lassen, z B. starkes Licht auf die Augen, 
scharfe Substanzen, besonders den flüchtigen Salmiakgeist, auf 
die Nase. Würde ein Niesen oder eine andere bemerkbare 
Bewegung erfolgen, so hätte man ein Zeichen, daß die Lebens- 
thätigkeit sich wieder zu äußern beginne. 
13) So lange kein Lebenszeichen wahrzunehmen ist, ist es 
unnütz und gefährlich, dem Kranken durch den Mund Etwas 
einzuflößen, wofür man sich auch gleich Anfangs noch hüten 
muß, wenn der Scheintodte wieder zu sich kommt; indem in den 
ersten Augenblicken die Werkzeuge noch sehr schwach sind, daß 
er leicht unglücklich schlingen könnte. Bei anfangender Wieder- 
belebung kann men allmählig Flüssigkeiten tropfenweis mit 
großer Behutsamkeit einflößen, bis das Schlingen wieder her- 
gestellt ist, vorauf man nach und nach mehr reichen darf. Hiezu 
bedient man sich eines warmen Thees mit etwas Wein oder 
einigen Tropfen Salmiak-Geist. 
14) Bei den geringsten Spuren des Lebens muß man einen 
stärkeren Grad der Wärme anbringen, ohne jedvoch hierin einen 
zu schnellen Uebergang zu machen, nicht bloß durch ein erhitztes 
Zimmer, sondern man legt den Kranken in ein wohl erwärmtes 
Bett, fährt mit den warmen Umschlägen von Tüchern und 
Flaschen fort, sucht ihn mit der Wärmpfanne zu erwärmen, in- 
dem man diese mit Tüchern umwickelt, und dann mit ihr den 
Rücken und die Gegend des Magens berührt. Man setzt dabei 
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