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Verordnung vom 31. Januar 1784, Kennzeichen eines wüthigen
Hundes betr.
Auf gnädigste Verordnung der Churfürstlichen obern Landes-
regierung und vorläufige Benehmung mit dem auch Churfürst-
lichen Collegio-medico werden die Kennzeichen eines mit der
Wuth wirklich behafteten Hunds sowohl, als einige mit gutem
Erfolg zu gebrauchende Mittel für die von einem wüthigen
Hunde gebissenen Personen anmit öffentlich kund gemacht.
Er frißt oder säuft einige Tage vorher entweder sehr
wenig, oder gar nichts, nachher wird er traurig, verkriecht sich,
fliehet die Menschen, murret nur anstatt zu bellen, sieht in den
Augen verwirrt aus, zeiget sich unruhig, verabscheuet und
fliehet das Wasser oder Nässe überhaupt, kennt seinen Herrn
nicht mehr, die Stimme ist verändert, leidet nicht, daß man
sich ihm nähere, beißet die, welche solches thun, hat einen
schwankenden Gang, läuft nach der Queer, läßt den Kopf und
den Schweif hangen, schäumt vor dem Munde, strecket die
Zunge heraus, welche meistens nicht mehr roth, sondern blei-
färbig ist, wird von andern Hunden geflohen, welche ihn von
ferne riechen, und ganz erschrocken vor ihm fortlaufen, schnappt
links und rechts nach allem, was ihm begegnet, nach Menschen
und Thiere, sinket endlich vor Entkräftung zu Boden, erholet
sich wieder, sinket wieder, bis er zuletzt liegen bleibt und krepirt.
Mittel wider die Bisse.
1) Soll man gleich 1 Pfund gemeines Salz in einer Maaß
laulichten Wasser auflösen, die Wunde wohl damit aus-
waschen, und auch etwas unaufgelöstes Salz mit einem
Bäuschl von Leinwand 12 Stunden lang darauf legen.
Ein ähnlicher Ueberschlag wird auch aus 5 bis 6 Knob-
lauchzehen mit Kuchelsalz zusammengestoßen, und eine Woche
lang täglich frisch aufgelegt. Zum nämlichen Endzweck
können auch rohe Häringe, in der Mitte von einander-
gespalten, auf die Wunde gelegt werden.
2) Sind die Wunden beträchtlicher, muß man solche zugleich
durch einen Bader oder Wundarzt mit mehreren Einschnitten
öffnen und einen Schröpfkopf darauf setzen, dann nach Er-
forderniß wohl gar mit einem glühenden Eisen brennen lassen.