Full text: Das Civil-Medizinal-Wesen im Königreiche Bayern. 3. Band. Die Medizinalpolizei (Fortsetzung). (3)

330 
Lokalitäten in der Art erweitert hat, daß die Aufnahme von 
weiteren 24 Kindern ermöglicht wird, so sieht sich die unter- 
fertigte Stelle veranlaßt, die Statuten dieses Wohlthätigkeits- 
Vereines nachstehend zu veröffentlichen, und die Distriktspolizei- 
Behörden, in deren Bezirken sich blödsinnige Kinder befinden, 
aufzufordern, nicht nur für die größtmöglichste Theilnahme an 
diesem Vereine zu wirken, sondern auch im Benehmen mit dem 
Ausschusse desselben, die Aufnahme der in den einschlägigen Be- 
zirken etwa befindlichen blödsinnigen Kinder zu ermöglichen, wo- 
bei im Falle der Unvermögenheit der Eltern, den Lokal= und 
Distriktsgemeinden der Antrag auf Zuschüsse aus Kreisfonds 
unbenommen bleibt. 
München, den 20. Januar 1854. 
Kgl. Regierung von Oberbayern, K. d. J. 
Frhr. v. Zu-Rhein, Präsident. 
Auszug aus den Statuten des Wohlthätigkeit= Vereines zur 
Gründung einer Heil-Arnstalt für bölösinnige Kinder in Payern. 
1. Name, Zweck und Charakter der Anstalt. 
1) Die Anstalt führt den Namen „Cretinen-Heilanstalt“ 
und ist eine katholische Pflege= und Heilanstalt für schwach= und 
dlödsiunige Kinder, das heißt, für solche Kinder, welche aus 
Mangel an geistiger und körperlicher Entwicklung nicht im 
Stande sind, die öffentlichen Schulen zu besuchen, und, wie man 
sagt, weltläufig zu werden. 2) Zweck der Anstalt ist, blödfin- 
nige Kinder beiderlei Geschlechtes in Form einer christkatholischen 
Familie und in Rücksicht auf ihre geistigen und körperlichen 
Verhältnisse liebevoll zu pflegen, möglichst zu unterrichten, an- 
gemessen zu beschäftigen, so viel als thunlich zu heilen und für 
ihre Zuiunft Sorge zu tragen. 3) Der Charakter der Anstalt 
soll der einer reinen Privatanstalt, hervorgegangen aus der 
freithätigen christlichen Liebe, eben dadurch auch forterhalten und 
stets ruhend auf katholisch-kirchlicher Grundlage sein und bleiben. 
2. Ort der Austalt. 
Obwohl zur Heilung der Cretinen eine Gegend von 2 bis 
3000 Fuß über der Meeresfläche am geeignetsten wäre, so dürfte 
doch der anderen Umstände halber; kaum ein freundlicherer und 
passenderer Ort für die bezeichnete Anstalt in ganz Oberbayern 
sein, als das 1300 Fuß hoch gelegene Ecksberg bei Altmühl-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.