Full text: Das Civil-Medizinal-Wesen im Königreiche Bayern. 3. Band. Die Medizinalpolizei (Fortsetzung). (3)

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würde, die Annahme der angebotenen Dienste. Die Alte schüttete 
ein Pulver in ein halbes Glas Wasser, rührte es wohl unter- 
einander, und zwang, in den Intervallen zwischen den Paro- 
rysmen, dem Kranken die Mischung hinunter. Der Erfolg 
war völlig so, wie sie vorausgesagt hatte, nämlich, daß er so- 
gleich alle Gewalt über seine physischen und geistigen Kräfte 
verlieren, und von einer tobtähnlichen Erstarrung befallen 
werden würde, in welcher er, ohne das geringste Zeichen des 
Lebens, nach der Stärke seiner Constitution 24— 48 Stunden 
bliebe. Nach dieser Zeit würde der Kranke durch die Wirkungen 
der Arznei erweckt werden, und nach einem heftigen Erbrechen 
und Abführen, welches 10 —15 Minuten anhalte, werde er keine 
andere Beschwerde weiter fühlen, als die Schwäche, welche 
durch die vereinte Kraft der Krankheit und des Mittels veran- 
laßt worden. Auch sagte sie, daß die flüssige Materie, welche 
der Magen auswerfe, schwarz wie Kohle und beleidigend für 
den Geruch sein werde. 
Alles dieses trat nach Verlauf von ungefähr 26 Stunden 
gerade so ein, wie es von der Alten vorher gesagt worden war, 
und der Kranke war von dem grausenvollsten Tode errettet, 
welcher den Menschen treffen kann. 
Obwohl die Kenntniß dieses außerordentlichen Heilmittels 
in einer Gegend, wie Sonora, wo nicht blos Hunde, sondern 
auch Wölfe, Füchse, Katzen und andere Raubthiere so häufig 
von der Wutkh befallen werden, von der höchsten Wichtigkeit sein 
muß, war doch unter den zahlreichen Zuschauern, die bei der 
Heilung zugegen waren, nur ein Einziger, der den Wunsch 
äußerte, das Mittel zu besitzen. Dieser Eine war Don Vic- 
tores Aquilar, ein Mann, den ich eben so sehr wegen der 
Eigenschaften seines Herzens, als wegen der Aufmerksamkeiten 
schätze, die ich während einer langwierigen Krankheit unter 
seinem gastfreien Dache empfing. Damals theilte er auch mir 
dieses Mittel mit, dessen außerordentliche Wirkungen er selbst 
in mehreren Fällen durch eigene Erfahrungen zu erproben 
Gelegenheit gehabt hatte. 
Das Folgende ist eine Uebersetzung des Recepts, welches 
Don Victores Aquilar auf meine ausdrückliche Bitte für mich 
aufschrieb. Eine Copie des Originals ist in dem Appendix A. 
(in Hardys Reise nämlich) abgedruckt.
	        
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