Full text: Das Civil-Medizinal-Wesen im Königreiche Bayern. 3. Band. Die Medizinalpolizei (Fortsetzung). (3)

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Heilungsart der Hydrophobie. 
Die Person, welche dieser Krankheit unterliegt, muß wohl 
in Sicherheit gebracht werden, damit sie weder sich selbst, noch 
Anderen schaden könne. Weiche dann eine Reinette ungefähr 
5 Minuten lang in einem etwas über halb vollen Trinkglase 
Wasser. Wenn dies geschehen, so thue so viel pulverisirte Sa- 
badilla (Veratrum Sabadilla Linnei) dazu, als man zwischen 
dem Daumen und drei Fingern fassen kann, mische es unter- 
einander und gebe es dem Patienten ein, d. h. zwinge es in 
einem freien Augenblick seine Kehle hinunter. Dann muß der 
Kranke wo möglich an ein Feuer oder in die Sonne gebracht und 
gut durchwärmt werden. Wenn die erste Dosis ihn nach einem 
kurzen Intervall beruhigt, so darf man ihm nicht mehr von dem 
Mittel geben; wenn er aber fortfährt zu wüthen, so muß er 
eine zweite Dosis erhalten, welche ihn ohne Zweifel zur Ruhe 
bringen wird. Ein tiefer Schlaf erfolgt hierauf, der, nach der 
Stärke der Constitution des Patienien, 24— 48 Stunden dauert; 
nach dem Verlaufe dieser Zeit wird er von einem heftigen 
Vomiren und Purgiren ergriffen werden, welches so lange 
fortdauert, bis alles Gift ausgeworfen ist. Dann erst kehrt 
er zu seinen Sinnen zurück, verlangt zu essen und ist voll- 
kommen wieder hergestellt. 
So weit Hardy in seinem höchst merkwürdigen Bericht. 
Bisher gab es kein Mittel, wirklich ausgebrochene Wasser- 
scheu zu heben, und jeder Krauke, der bereits dieses Stadium 
der Irritation erreicht hatte, mußte als rettungslos verloren 
betrachtet werden. Am wenigsten half das von den Nord- 
amerikanern und Engländern hin und wieder angewendete und 
empfohlene excessive Blutlassen. Da wir also in diesem Sta- 
dium der Krankheit ganz arm an Mitteln sind, so müssen wir 
die Entdeckung des Herrn Gardy als einen großen Gewinn be- 
trachten, der unserer ganzen Aufmerksamteit werth ist. 
Richten wir unser Nachdenken auf das neue Arcanum, 
so finden wir, daß die Sabadilla in Mexico und Westindien 
eine häafig benützte Arzneipflanze ist. Sie gehört in die Fa- 
milie der Colchiaceen, in welcher wir bereits ein von Rußland 
aus sehr wirksam gegen die Hundswuth empfohlenes Mittel 
haben: das Alisma Plantago. 
Von der Sabadilla werden die Saamen benützt, die 
meistens von Mexico kommen. Sie haben einen scharfen,
	        
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