Full text: Das Civil-Medizinal-Wesen im Königreiche Bayern. 3. Band. Die Medizinalpolizei (Fortsetzung). (3)

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essig, selbst bei anhaltendem Kochen, aus einer glänzenden Me— 
tallverbindung von Blei und Zinn gar kein Blei auflöst, weil 
sich das Blei weder auf Kosten des Essigs, noch des Sauer- 
stoffes aus dem Wasser oxydiren kann. Wohl aber köset der 
Essig bei anhaltendem Kochen eine geringe Quantität von Zinn 
auf, weil die Flüssigkeit etwas milchigt wird. 
Wenn ein Zinn den vierten Theil Blei enthält, so wird es 
dadurch zum Verzinnen fast gänzlich unbrauchbar, indem eine 
so große Quantität Blei das Zinn verhindert, sich auf der 
Oberfläche des Kupfers festzuhalten. Man kann in einem ver- 
zinnten Gefäß, wovon das Zinn so viel Blei enthält, als nur 
immer möglich, den besten Weinessig eine lange Zeit kochen, 
ohne daß dadurch die geringste Gefahr einer Vergiftung ent- 
stehen sollte, denn der Essig wird und kann vom Blei gar 
nichts auflösen, weil er vorzugsweise seine Wirkung auf das 
Zinn äußert; und wenn anch dieses letztere Metall durch einen 
langen, anhaltenden Gebrauch der Gefäße ganz aufgelöst wäre, 
was kaum denkbar ist, so würde der Essig dennoch das Blei im 
metallischen Zustande nicht merklich angreifen und auflösen. 
Hieraus geht hervor, daß die bleihaltige Verzinnung der Ge- 
fäße gar nicht so gefährlich ist, wie man im Allgemeinen zu 
glauben scheint, denn alle im Haushalte vorkommenden Säuren, 
als: Essig, Citronensaft, Sauerkraut, Aepfel, Kirschen, und alle 
sauren Früchte, sind nicht im Stande, aus einer Verzinnung, 
welche Blei enthält, die allergeringste Quantität Blei aufzulösen. 
Der zweite Punkt, worin der Medizinalreferent vorschlägt, das 
Blei in dem in der Verzinnung gekochten Essig durch Kochsalz 
zu entdecken, ergibt sich aus dem Vorstehenden von selbst als 
irrig, weil in der Auflösung gar kein Blei enthalten sein kann. 
Diese vorgeschlagene Prüfung des Bleies durch Essig ist daher 
ganz wirkungslos und zu verwerfen. 
Will man eine Verzinnung in Hinsicht auf Blei prüfen, 
so ist das beste Mittel, die Metallverbindung in reinem, von 
jeder Spur von Salzsäure befreiten Scheidewasser zu kochen. 
Es bildet sich donn ein weißes Pulver, welches das Zinnoxhd 
ist, und in der von diesem weißen Pulver abgesonderten Flüssig- 
keit ist das Blei enthalten, dessen Gegenwart nun auf dreifache 
Weise erprobt werden kann. 
1) Durch eine Auflösung von schwefelsaurem Natron, 
(Glaubersalz) in jene abgesonderte Flüssigkeit gebracht, erhält
	        
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