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bayern im bezeichneten Betreffe mit dem Auftrage zugefertigt,
die mathematisch-physikalische Classe darüber zu vernehmen und
das Ergebniß vorzulegen.
Aus den hiesigen Schreibmaterialhandlungen von Zeller
und Kauth habe ich gefärbte Griffel von allen Farben holen
lassen. Von diesen Griffeln untersuchte ich diejenigen, welche
mit einer rothen, grünen, gelben und weißen Schicht überzo-
gen sind.
Die Griffel sind glatt auf der Oberfläche, riechen schwach
nach Terpentinöl und werden beim Erhitzen schwarz, wobei
sich der Geruch nach Terpentin noch deutlicher entwickelt.
Die Griffel, welche in Weingeist gelegen, hatten daron
keine wahrnehmbare Veränderung erlitten Die Farben ad-
härirten nach 24 Stunden nech eben so gut, als vor dem Eintauchen
der Griffel im Weingeist. Nachdem die Griffel aber 24 Stunden
in Wasser gestanden, ließ sich die Farbenschicht sehr leicht ab-
nehmen, wodurch der Griffel gänzlich entblößt und von der
Farbe befreit wurde. In keinem dieser Fälle hatte das Wasser
eine Farbe angenommen, sondern enthielt nur Gyps und thieri-
schen Leim in Auflösung. Es ergibt sich hieraus, daß wenn
auch die Griffel mit einem dünnen Firniß überzogen sind, die-
ser doch gegen Eindringen des Wassers nicht schützt, indem ras
Wasser zwar die Farbe nicht auflöst, aber doch die Abschei-
dung derselben vom Griffel vollständig bewirkt.
Die grüne von den Griffeln abgenommene Farbe löst
sich zum Theil ohne Aufbrausen in Salpetersäure auf und bin-
terläßt ungelöst ein weißes Pulver, welches sich wie Gyps
verhält. Die Auflösung in Salpetersäure war Kupfer. Die-
ses wurde daraus durch Eisendraht auf Metall redueirt und
Kalinm-Eisencyanür brachte in der Auflösung einen braunen
Niederschlag hervor. Auch wurde die grüne Farbe der Griffel
mit Ammoniak benetzt, welches das Kupferexhdhydrat auflöste
und davon eine azurblaue Farbe annahm, wobei der Gyps als
weißes Pulver zurückblieb.
Die weiße Farbe löst sich in Salpetersäure zum Theil
auf mit schwachem Brausen. In der Lösung befindet sich Blei,
welches durch Zink reducirt wurde. Auch nahmen die weißen
Griffel, mit Schwefelammoniak benetzt, eine schwarze Farbe an.
Die gelbe Farbe löst sich in Salpetersäure ohne Auf-
brausen nur wenig auf und hinterläßt ungelöst einen weißgelben