Full text: Das Civil-Medizinal-Wesen im Königreiche Bayern. 3. Band. Die Medizinalpolizei (Fortsetzung). (3)

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Staatsrath v. Stichaner und Hrn. Geh.-Rath v. Breslau, 
Stearinkerzen aus verschiedenen Fabriken Deutschlands und der 
Schweiz mit dem Ansuchen übersendet, dieselben auf einen Ge- 
halt von Arsenik zu prüfen. Die Veranlassung zu dieser Be- 
sorgniß war vorzüglich entstanden durch einen Aufsatz in der 
Bibliotheque universelle, April 1838, betitelt: „Rapport. 
fait au nom d’une commission sur les chandelles con- 
tenant de I’Arsenic,“ par le Dr. Granvelle, wovon sich 
eine Uebersetzung in Erdmann's Journal der praktischen Chemie 
(Bd. 14 pag. 340) befindet. Bei einer sorgfältigen Unter- 
suchung fand sich aber kein Arsenik in den oben bezeichneten 
Stearinkerzen, wovon auch das Resultat den Herren Einsen- 
dern zu ihrer Beruhigung mitgetheilt wurde. 
Als Einer der Unterzeichneten sich vom Monat August 
bis Oktober v. Is. in London unb Paris aufhielt, benützte 
er diese Gelegenheit, um über die vor 6 Jahren im Handel 
vorgekommenen arsenikhaltigen Stearinkerzen einige Aufschlüsse 
zu erhalten. 
Der Zusatz von Arsenik zu den Stearinkerzen war im 
Jahre 1834 von einem einzigen Fabrikanten in Paris, aber 
auch bald darauf in London, versucht worden. In Paris 
wurden die verdächtigen, aus jener Fabrik hervorgegangenen 
Kerzen in verschiedenen Niederlagen weggenommen und im 
chemischen Laboratorium der Ecole R. de Medecine einer 
Prüfung unterworfen. Nachdem dieselben arsenikhaltig waren 
befunden worden, wurden von Seiten der einschlägigen Be- 
hörden die geeigneten Maßregeln getroffen, und dem Fabri- 
kanten wurde nur unter der Bedingung die Fabrikation der 
Stearinkerzen noch ferner gestattet, daß er der Anwendung des 
Arseniks auf immer zu entsagen habe. 
Im Monat September v. Is. waren in Paris dergleichen 
arsenikhaltige Stearinkerzen nicht mehr zu finden, und der ge- 
fährliche Versuch selbst schien nach einem Zeitraum von bei- 
nahe 6 Jahren fast gänzlich in Vergessenheit gerathen zu sein. 
Ebenso verhielt es sich in London; man erinnerte sich kaum 
noch der arsenikhaltigen Stearinkerzen, und sie waren aus den 
Magazinen verschwunden, vorzüglich seitdem die medizinische 
Gesellschaft von Westmünster einen ausführlichen Bericht über 
die Gefahr solcher Kerzen durch den Druck öffentlich bekannt 
gemacht hatte.
	        
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