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hindeuten können, wahrzunehmen. Es wurde auch die filtrirte
Flüssigkeit mit Kalkwasser versetzt, wodurch aber keine Trübung
entstand, und eben so wenig veränderte salpetersaures Silber
die mit einem Tropfen Ammonium vermengte Flüssigkeit auf
irgend eine Weise, woraus sich ergibt, daß auch keine vollkom-
mene Arseniksäure in der Flüssigkeit vorhanden war.
Endlich wurde noch ein Gegenversuch angestellt, nämlich in
der Art, daß man eine geringe Menge arseniger Säure in ge
schmolzene Stearinkerzen brachte, und damit eine Zeitlang im
Schmelzen erhielt (auf eine Stearinkerze ein Gran Arsenik.
Eine solche mit einem Gran Arsenik versetzte Kerze zeigte schen.
beim Auslöschen des brennenden Dochtes einen deutlichen Knob-
lauchgeruch. Nachdem die so behandelte Stearinmasse hierauf
mit Wasser gekocht war, fand sich die hinzugesetzte arsenige
Säure in dem Wasser wieder aufgelöst, und war also mit der
Stearinmasse nicht in Verbindung getreten.
Die von Milly in Wien sowie die von den Gebrüdern
Schrader daselbst fabrizirten Stearinkerzen sind nach den Ver-
suchen der Herren v. Jaquin und Rettenbacher ebenfalls von
Arsenik ganz frei gefunden worden.
Die Unterzeichneten hätten sich mit diesen Ergebnissen be-
gnügen können, um die Abwesenheit des Arseniks in den zur
Prüfung übersendeten Kerzen als völlig erwiesen zu betrachten;
allein es war noch die entfernte Möglichkeit vorhanden, daß
der weiße Arsenik mit der Stearinsäure chemisch verbunden,
und in Folge dessen nur in kochendem Wasser nicht mehr auf-
löslich sei. Um also auch diesen Zweifel zu heben, wurde die
Stearinmasse der Kerzen mit Wasser, dem zuvor theils Salz=
Säure, theils Salpetersäure (Königswasser) hinzugesetzt war,
eine Zeitlang gekocht. In diesem letztern Falle hätten selbst
die geringsten Spuren des verbundenen Arseniks sich auflösen,
und von der Stearinmasse trennen müssen; allein es fand sich
bei einer genauen Untersuchung kein Arsenik in der sauren
Flüssigkeit.
Nach diesen erhaltenen Resultaten sind die Unterzeichneten
der festen Ueberzeugung, daß sich in den von denselben geprüf-
ten, aus den drei bayerischen privilegirten Fabriken entnom-
menen Stearinkerzen kein Arsenik befindet; sie sind aber der
Meinung und halten es für geeignet, daß die Sanitäts-
behörden von Zeit zu Zeit mit den im Handel vorkommenden