Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Zweiter Band. (2)

Botschafter in Paris (1874 bis 1885) 141 
Decazes benachrichtigte mich, daß in der Sache Rochefort!) zwei 
Deutsche kompromittiert seien, die ihm bei seiner Entweichung geholfen 
haben. Von diesen wird einer ausgewiesen. 
Die Soiree war ganz gelungen. Gegen vierhundert Personen waren 
erschienen. 
Paris, 20. Dezember 1874. 
Heute war Landsberg bei mir und erzählte vom Prozeß Arnim. Er 
wundert sich über das Urteil und behauptet, daß er sein möglichstes 
getan habe, um seine Standesehre zu wahren und nichts zu sagen, was 
aussähe, als wenn er Arnim anklage. Mir wurde der Eindruck, daß es 
Landsberg leid tat, nicht mehr gegen Arnim getan zu haben. Er ist auch 
bei Bismarck gewesen und erzählte von seiner Audienz mit großem Stolz. 
Der Fürst habe ihn zwar zuerst hart angelassen wegen seiner Zurückhal- 
tung in der Arnimschen Sache, sei aber nachher sehr liebenswürdig ge- 
worden und habe ihm vieles über Arnim erzählt. Dabei habe er gesagt, 
wenn Arnim mit dem Urteil der ersten Instanz zufrieden sei, so werde er 
bei dem König auf Begnadigung antragen. Wenn aber Arnim appelliere, 
so werde man noch neues Material bringen, insbesondere Geldangelegen- 
heiten, Kriegsentschädigungen, Friedensschluß u. s. w. Manteuffel könne 
da sehr Gravierendes aussagen. Landsberg meint, daß das Urteil Bis- 
marck sehr wenig befriedigen werde, und hält die Gründe des Urteils für 
kindisch. 
Paris, 2. Januar 1875. 
Den 31. Dezember Empfang im Elysée zur Neujahrsgratulation beim 
Marschall. Die ganze Zeremonie war ziemlich ungeschickt arrangiert. 
Wenn man Präsident einer Republik ist, so kann man nicht den König 
spielen. 
Den 1. Besuch des spanischen Vertrauten des Königs?) el Doyen, 
der mit mir über die Proklamation Alfonsos sprach. Infolgedessen 
Telegramm nach Berlin und viel zu schreiben. Auch Kurierexpedition für 
den folgenden Tag vorbereitet. Bis 12½ Uhr geschrieben. 
Den 2. etwas mehr Ruhe. Abends bei der Fürstin Trubetzkoy, wo 
ich Emile Girardin sprach und ihm einiges Schmeichelhafte über seinen 
Artikel in der „France“ sagte. Dann mit el Doyen, den die Fürstin 
  
1) Rochefort war am 29. März aus seiner Haft in Neukaledonien entflohen. 
2) Alfons, der Sohn der Königin Isabella, welcher am 28. November voll- 
jährig geworden war, hatte schon an diesem Tage in England eine Huldigungs- 
adresse der Mehrzahl der spanischen Granden empfangen. Am 28. Dezember traf 
er bei seiner Mutter in Paris ein. Am 31. Dezember wurde er von den Regie- 
rungstruppen überall als König ausgerufen.
	        
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