Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Zweiter Band. (2)

Botschafter in Paris (1874 bis 1885) 181 
französischen Gesetze gebracht habe, sei der Umschlag um so entschiedener 
gegen sie. Man müsse das französische Prinzip der Unauflöslichkeit der 
Ehe aufrechterhalten und verhindern, daß das französische Gesetz illusorisch 
gemacht werde. Herr Dufaure war bereits durch Herrn Thiers, den ich 
darum gebeten, von dem übeln Eindruck unterrichtet worden, den der 
Bauffremontsche Prozeß in Deutschland hervorgerufen hat, und schien davon 
impressioniert. Er versicherte mir, das Kriminalverfahren gegen die Prin- 
zessin wegen Bigamie werde nicht eingeleitet werden; den Prozeß wegen 
Nichtigkeitserklärung der Ehe mit dem Fürsten Bibesco werde die Prin- 
zessin indessen verlieren. Dagegen ist auch meines Erachtens nichts zu 
machen. 
Paris, 30. Januar 1876.) 
Heute bei Decazes. Er sagt, daß bis um 5 Uhr Nachmittags Nach- 
richt da war von 80 Senatorenwahlen. Davon 40 Republikaner und 
40 Konservative. Er fürchtet, daß die Majorität des Senats republikanisch 
werden wird. Was seinen Wahlbezirk im XIII. Arrondissement für die 
Deputiertenkammer betrifft, so ist seine Aussicht schwach, aber heute etwas 
besser: „J’ai gagné du terrain.“ Die ultramontane Partei sei gegen ihn, 
die Bonapartisten auch, doch weniger heftig. 
Es scheint außer Zweifel, daß die Republikaner im Senat die Ober- 
hand gewinnen werden. Das macht ihm Sorge. Broglie hat dem 
Marschall geraten, sich mit dem linken Zentrum zu verständigen, wenn 
dieses die Majorität bekommen sollte. 
1. Februar. 
Nachdem ich gestern das Telegramm von Bülow erhalten hatte, daß 
der Reichskanzler bei dem Kaiser die Aufhebung des Pferdeausfuhrverbots 
beantragen werde, konnte ich heute Decazes von meinen desfallsigen 
Schritten und deren Resultat Kenntnis geben. Ich tat dies noch spät 
Nachmittags. Decazes, der mich wieder eintreten sah, dachte sich, daß etwas 
Wichtiges kommen werde, und daß dies etwas Unangenehmes sein werde, 
war ihm nicht zweifelhaft. Um so angenehmer war er überrascht, als er 
erfuhr, was ich getan und was dies bewirkt hatte. Er war ganz gerührt 
„de ce procédé aimable“, dankte mir und bat mich, dem Reichskanzler 
seinen Dank auszusprechen. Bezüglich der Wahlen sagte er, man könne 
mit dem Resultat zwar nicht zufrieden sein, aber es sei möglich, damit 
vorwärts zu kommen. In der Umgebung des Marschalls fürchte man, 
daß Thiers sich zum Präsidenten des Senats erwählen lassen werde. Er 
glaube das nicht. Auch werde Thiers in Audiffret-Pasquier einen Gegner 
  
1) Tag der Wahlen zum Senat.
	        
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