Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Zweiter Band. (2)

184 Botschafter in Paris (1874 bis 1885) 
Buffet hätten ziemlich gleiche Ziele, nur daß Buffet sie als „butor“ ver- 
folge, während Dufaure als „sournois“ handle. Man hätte die beste Lage. 
Wenn man handle wie König Leopold, so werde man eine Mojorität 
von 350 Stimmen bekommen. Man verstehe aber nicht, die Lage zu be- 
nutzen. „II ne faut pas marchander,“ dieses Markten verstimme. Wenn 
die Abgeordneten hereinkämen, müßten die Präfekten beseitigt sein, welche. 
sie als Radikale bekämpft hätten.!) Geschehe dies nicht und erfahre die 
Kammer die Unterhandlungen und dieses Hinundherziehen und Markten, 
so werde Verstimmung an die Stelle der Adhäsion treten, deren man sonst 
sicher gewesen wäre. Der Marschall sei vernünftiger als seine Umgebung. 
Er sehe ein, daß Broglie und Buffet ihm keinen guten Rat gegeben hätten. 
Da er an seiner Stelle bleiben wolle, so habe er ein feines Gefühl für 
Ratschläge, die diese Stellung nicht befestigten. Aber er sei hinundher- 
gezerrt von seiner Umgebung und habe nicht die Kraft, seiner Inspiration 
zu folgen. „Cela ne deviendra pas tragique, mais cela se gätera,“ 
meinte Thiers. Im übrigen sei nichts zu befürchten. In der auswärtigen 
Politik wolle Frankreich nichts als Ruhe. Ich spitzte die Ohren und 
glaubte, daß Gelegenheit sein würde, etwas über die Neutralisation zu 
hören, aber er kam wieder auf die orientalische Frage, die ihm Sorge- 
macht, weil er die Exzesse der Mohammedaner fürchtet. Da sei die Gefahr, 
die alle Konsuln berichteten. Wir in Deutschland könnten dabei ruhig sein. 
Allein eine „conflagration de Porient“ werde kommen. 
Er kam dann auch auf Gontaut zu sprechen und sagte, es sei un- 
passend, daß Frankreich und zwar die französische Republik durch einen 
Mann vertreten sei, der anläßlich der letzten Wahlen immer so herum- 
gegangen sei. Dabei griff er sich an den Kopf mit beiden Händen und 
ging im Zimmer herum. 
Paris, 2. April 1876. 
Um jemand zu sprechen, der mir über die ägyptische Finanzfrage 
Auskunft geben könne, fuhr ich mit dem Zuge 125 nach Versailles. Der 
Zufall führte mich in das Coupé, in welchem Thiers und Léon Say 
saßen. Ersterer wußte nichts von der Sache, und Léon Say wollte nicht 
herausgehen. Thiers sprach von dem englischen Titel „Kaiserin“ und be- 
hauptete, die Königin „n#'y était pour rien“. Es sei die romantische 
Tendenz von Disraeli, welche sich hier geltend mache. Als wir nach 
Versailles kamen, hielt er mich noch am Bahnhofe zurück und erzählte mir, 
Léon Say hätte Decazes gefragt, was er mit dem Berliner Botschafter- 
  
1) Die vollständige Erneurung des Personals war eine der von Casimir- 
Peérier gestellten Bedingungen.
	        
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