Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Zweiter Band. (2)

244 Botschafter in Paris (1874 bis 1885) 
Heute von 11 bis 1 Uhr serbische Kommission über Grenzbestimmung. 
Um 1 Uhr Redaktionskommission. Nachher Plenum, wo die Griechen 
eingeführt wurden. Sie hielten ihre Reden und zogen dann wieder ab. 
Während dieser Reden schliefen Salisbury, Beaconsfield und Waddington 
den Schlaf des Gerechten. Nachher wurde noch die Frage behandelt, ob 
auch die Rumänen gehört werden sollten. Der Reichskanzler war dagegen 
und suchte den russischen Kanzler dahin zu bringen, nein zu sagen. Das 
wollte dieser aber nicht, und so wurde schließlich die Frage bejaht, und die 
Herren Bratiano u. s. w. werden am Montag erscheinen. 
Abends bei St. Vallier in der Soiree, wo ich Beaconsfield, Andrässy 
und viele andre sprach. 
30. Juni. 
Heute war Blowitz bei mir. Er ist sehr befriedigt von der Kampagne, 
die er von hier aus in der „Times“ geführt hat. Er behauptet, Beacons- 
fields Stellung damit befestigt und dadurch diesen mild und nachgiebig 
gestimmt, also im Interesse des Kongresses und des Friedens gearbeitet 
zu haben. Dafür wünscht er eine Anerkennung von Oesterreich, Italien, 
Deutschland und der Türkei. Er hat Aussicht, daß er die Orden bekommen 
wird. Ich soll ihm den deutschen Orden verschaffen. Ich sagte ihm, ich 
würde es probieren. · 
Er hält es für unmöglich, daß Batum an Rußland komme, und schlägt 
vor, Batum zum Freihafen zu machen. 
Um 1 Uhr Redaktionssitzung. Dann Besprechung über die serbischen 
Grenzen mit Schuwalow, später mit Oberstleutnant Bluhme vom preußischen 
Generalstabe. 
Um 7 Uhr Diner bei St. Vallier, wo ich neben Beaconsfield saß. 
Abends bei Frau von Schleinitz. Das Vergnügen im Garten des 
Hausministeriums wurde gestört, und die Soiree fand im Salon statt. 
1. Juli. 
Morgens Ausschußsitzung über die serbische Grenzfrage, wo wir nicht 
zu Ende gelangten, da Mehemed Ali Schwierigkeiten machte. 
In der Sitzung des Kongresses wurde die rumänische Sache erledigt. 
Die Herren Bratiano und Cogolniceano waren berufen, um ihre Wünsche 
vorzutragen. Sie schienen etwas eingeschüchtert durch die Versammlung 
der europäischen Vertreter. Im ganzen waren sie sehr taktvoll und ge- 
mäßigt. 
Nachher wurde über Montenegro diskutiert. Meinen beiden Kom- 
missionen wurde wieder allerlei aufgeladen. 
Um 7 Uhr Diner bei dem türkischen Botschafter. Um 8⅛½ Uhr 
Vortrag beim Kronprinzen. 9½ Uhr Tee bei der Kaiserin und Groß-
	        
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