Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Zweiter Band. (2)

Botschafter in Paris (1874 bis 1885) 309 
warfen sich dem Willen der Jesuiten und unterließen die Bitte um 
Autorisation. 
Bei Besprechung der orientalischen Dinge meinte Gambetta, man 
werde wohl am besten tun, die Türkei mit Geld zur Abtretung der in 
der Konferenz bezeichneten Landesteile zu bestimmen. Hierbei bemerke ich, 
daß Baron Erlanger auf eigne Faust in Konstantinopel angefragt hat, 
ob die türkische Regierung etwa geneigt sei, die griechische Frage für 
eine Million Pfund und 100000 Pfund Bakschisch zu regeln. Eine Ant- 
wort hat er noch nicht erhalten. 
Beim Weggehen erwähnte Gambetta die bevorstehenden Wahlen in 
Deutschland und sagte, nach seinen Nachrichten würden die Wahlen keinen 
anders gefärbten Reichstag bringen: „Rien ne sera changé.“ Er meint, 
die Fortschrittspartei habe sich durch ihre Haltung in der Judenfrage bei 
den untern Volksklassen geschadet, denn diese haßten die Juden, er wisse 
das aus dem Elsaß. 
König Ludwig von Bayern an den Fürsten Hohenlohe. 
Hohenschwangau, 15. Januar 1881. 
Mein lieber Fürst von Hohenlohe! Durch die mit Griechenland wegen 
Rückzahlung des bayrischen Darlehens vereinbarte Konvention, deren 
Erfüllung unmittelbar bevorsteht, ist eine seit Jahrzehnten schwebende 
Angelegenheit zu einem günstigen Abschlusse gelangt. Dieser rasche und 
befriedigende Erfolg ist zum großen Teile der tätigen und umsichtigen 
Mitwirkung zu verdanken, welche Sie als interimistischer Leiter des Aus- 
wärtigen Amts des Deutschen Reichs der Erledigung dieser Angelegenheit 
gewidmet haben. Empfangen Sie, mein lieber Fürst, für Ihre bei diesem 
Anlasse im Interesse meines Gesamthauses mit bewährter Anhänglichkeit 
betätigten verdienstvollen Bemühungen den Ausdruck meiner vollsten An- 
erkennung und meines freundlichen Danks, der ich mit besondrer Wert- 
schätzung bin 
Ihr wohlgeneigter König Ludwig. 
Journal. — 
Paris, 11. März 1881. 
Der Konflikt Gambetta-Grévy hat mich in den letzten Tagen viel 
beschäftigt. Die Sache ist vorläufig in Ordnung, nachdem Gambetta 
gestern auf dem Ball im Elysée erschienen ist und dort freundschaftlich 
mit Grévy verkehrt hat. Wie es mit dem Scrutin de liste werden wird, 
weiß niemand. Jedenfalls würde Grévy sich nicht halten können, wenn 
er sich eine Niederlage zufügen ließe. Daß es so kommen kann, ist bei 
dem apathischen Charakter Grévys nicht unmöglich.
	        
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