Botschafter in Paris (1874 bis 1885) 315
bis nach Ranelagh und bogen dann in das Bois ein. Dort stiegen wir
aus und gingen an den Lac, wo alles „feenhaft“ illuminiert war und
unaufhörlich Feuerwerke abgebrannt wurden. Wir saßen eine Zeitlang
auf dem Rasen, fuhren in einem beleuchteten Nachen durch die übrigen
mit Papierlampen beleuchteten Kähne und kehrten dann nach Hause zurück.
Nachdem ich erst einen Teil der Damen abgesetzt hatte, fuhr ich im Schritt
von der Avenue de la Grande Armée mit Madame Magnin nach dem
Louvre. Doch konnten wir nicht bis hin kommen und mußten den letzten
Teil zu Fuß machen. Ich setzte um 12 Uhr Madame Magnin dort ab
und ging noch einige Zeit durch die erleuchteten Straßen und im beleuchteten
Tuileriengarten spazieren und kam endlich um 1 Uhr nach Hause, wo ich
noch die ärarische Illumination brennend vorfand, die ich dann sofort
auslöschen ließ, froh, daß das Fest zu Ende war. Uebrigens muß ich
sagen, daß die Pariser Bevölkerung, trotzdem die Leute bei der Hitze fort-
während tranken, sich sehr anständig benommen hat. Es soll im Fau-
bourg Montmartre eine große Prügelei gewesen sein zwischen Polizei und
Pöbel. Das war aber um 2 Uhr Nachts und nur dort. Im übrigen
ist alles sehr harmlos verlaufen. Ein zweites Mal würde ich mir aber
das Fest nicht ansehen.
Den 29.
Gestern Diner im Café des Ambassadeurs mit Madame Magnin,
Monsieur und Madame Blest-Gana. Madame Magnin hatte den Wunsch
ausgesprochen, einmal auf der Terrasse des Café des Ambassadeurs zu
essen, und ich lud sie und die Blest-Gana ein. Ich kam natürlich früher,
um die Damen zu erwarten. Um nicht während des Desserts vor der
eingeladenen Gesellschaft die Rechnung zahlen zu müssen, fragte ich den
Kellner, ob ich nicht die „addition“ vorausbezahlen könnte. Er sagte
aber, das sei nicht gut möglich, übrigens, setzte er hinzu, ließe sich das
leicht machen. Er würde nach dem Diner die addition in das Couloir
neben der Terrasse bringen, „et Monsieur peut faire semblant d’aller
au cabinet !
7. August.
Gestern von St. Valêry-en-Caux zurück, wo ich zwei Tage in der
See gebadet habe. Als ich Nachmittags über den Pont de Solférino
ging, sah ich einen schmutzigen Mann vor mir her gehen, der wahrschein-
lich von einer sozialdemokratischen Versammlung kam und angetrunken
war. Er wiederholte augenscheinlich die Reden, die er gehört hatte, in
unzusammenhängenden Phrasen, die er mit pathetischer Stimme heraus-
schrie. Ich verstand „malheur à vous“ und ähnliches. Ein dicker alter
Arbeiter in einer Bluse hörte das eine Zeitlang mit an und schrie dann: