Straßburg (1885 bis 1894) 371
werden mir freudig zustimmen, wenn ich Sie auffordere, ihm ein kräftiges
Hoch zu bringen. Elsaß-Lothringen, es lebe hoch!
An den Reichskanzler.
Straßburg, 8. November 1885.
Graf Herbert hat mir telegraphisch mitgeteilt, daß Eure Durchlaucht
ihn beauftragt haben, bei Seiner Majestät den Antrag zu stellen, daß die
Militärbehörden angewiesen würden, den üblichen Doppelposten vor dem
Palais des Statthalters zu belassen. Ich erlaube mir, Eurer Durchlaucht
dafür meinen ganz ergebensten Dank auszusprechen. Was mich veranlaßt
hat, die Angelegenheit zur Sprache zu bringen, war nicht, wie Eure Durch-
laucht wohl überzeugt sind, persönliche Eitelkeit. Die Sache hatte aber
eine Wendung genommen, die für meine Stellung bedenklich zu werden
schien. Als ich hier ankam, hörte ich von wohlunterrichteter Seite, daß
das Straßburger Publikum mit großer Spannung die Entscheidung der
Postenfrage erwarte und davon die Beantwortung der weiteren Frage
abhängig machen wolle, ob sie in dem neuen Statthalter einen mit den-
selben Attributen, wie diese dem Feldmarschall zustanden, ausgestatteten
Statthalter oder nur „eine Art Oberpräsident“ zu erblicken hätten. Das
Militär neigte der letzteren, das Zivil der ersteren Auffassung zu. Das
Räsonnement war allerdings kindisch, da die Stellung des Statthalters
durch die ihm übertragenen landesherrlichen Befugnisse, nicht aber durch
die Aufstellung von Doppelposten bestimmt wird. Die Frage ist aber
einmal so gestellt, und es mußte erwartet werden, daß die Zivilbevölkerung,
die sich für den Doppelposten interessiert, in dem definitiven Wegfall des-
selben eine Niederlage des Statthalters erblicken würde. Ich habe mich
bemüht, dafür zu sorgen, daß dieser Streit nicht in der Presse fortgesetzt
werde, und hoffe, daß es mir gelungen ist. Die Anwesenheit des komman-
dierenden Generals am Bahnhofe bei meiner Ankunft und die Vorstellung
der Generalität und der Militärbehörden am gestrigen Tage wird auch
dazu beitragen, die Gemüter zu beruhigen und ihnen den Beweis zu
liefern, daß kein Antagonismus zwischen mir und dem Militär besteht.
Daß aber im königlichen Militärkabinett eine gewisse kühle Stimmung
mir gegenüber herrscht, konnte ich schon in Baden bemerken. Es gibt
Leute, die behaupten, General von Albedyll sei verstimmt, daß nicht er,
sondern ich die Stelle des Statthalters erhalten hätte. Darin mögen auch
die Schwierigkeiten ihren Grund haben, die er gegen die Kommandierung
von Offizieren zum Statthalter erhebt. Unterdessen habe ich mir Haupt-
mann von Thaden eingeladen, der aus Gefälligkeit und da er zurzeit un-
beschäftigt ist, mir nützliche Dienste leistet.
Mit meinem Empfange hier kann ich sehr zufrieden sein. Es ist