Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Zweiter Band. (2)

374 Straßburg (1885 bis 1894) 
Kürze und doch inhaltsvollen Worte. Ihr Vorgänger hatte auch inhalts- 
voll und richtig gesprochen, aber nicht durch Kürze die Zuhörer verwöhnt. 
Ihr treuergebener 
Wilhelm. 
Telegramm Kaiser Wilhelms vom 27. November 1885. 
Die ebenso unerwartete als traurige Mission, mit der ich Sie betraut 
habe,') gibt mir Veranlassung (Sie zu bittenl, der Königin-Regentin und 
überhaupt, wo Sie Gelegenheit haben werden, es auszusprechen, wie er- 
schüttert ich von dem Hintritt des Königs von Spanien bin, mit dem ich 
seit unsrer Bekanntschaft in Homburg wahre Freundschaft geschlossen hatte 
und bei seiner Liebenswürdigkeit den jungen Mann über die Jahre ge- 
reift, klar über seine schwere Aufgabe und Energie erkannte, die eine lange 
Regierung verheißen hätte. 
Journal. 
Madrid, 8. Dezember 1885. 
Am Abend des 27. November fand ich ein Telegramm von Bismarck, 
welches mir mitteilte, daß der Kaiser mich als seinen Vertreter bei den 
Trauerfeierlichkeiten in Madrid bezeichnet habe und daß ich gleich abreisen 
solle. Bald darauf erhielt ich noch ein Telegramm des Kaisers, welches 
mir auftrug, was ich der Königin zu sagen hätte. Ich ging sofort zu 
Hofmann, um mit ihm wegen meiner Vertretung zu sprechen, und packte 
dann meine Sachen. Den 28. früh 9 Uhr fuhr ich mit dem Orient- 
expreßzuge ab. Um 6 Uhr in Paris empfing mich Kiderlen mit der Nach- 
richt, daß die Trauerfeierlichkeit auf den 3. verschoben sei, daß ich also 
vierundzwanzig Stunden in Paris warten könne, was ich gern annahm. 
So installierte ich mich im Hotel Meurice. Am andern Tage kam die 
Nachricht, daß die Trauerfeier auf den 10. verschoben sei. Ich blieb also 
die Woche in Paris. Sonntag Abend fuhr ich ab. Im Schlafwagen 
fand ich nur den rumänischen Gesandten, der ebenfalls in außerordentlicher 
Mission nach Madrid ging. Die Nacht verging gut, nur war es sehr 
warm. In Bordeaux wurde Kaffee getrunken, wobei sich mir der Ru- 
mänier vorstellte. Der Unglückliche war mit zwei Engländern und einer 
spanischen Dame in einem Kompartiment eingepfercht, verlor dadurch aber 
nicht an Würde und Gesprächigkeit. Die dicke Marquise de Bedmar mit 
ihrer Kammerjungfer nahm das für General Pittié bestimmte Komparti- 
ment neben mir ein. Pittié war nicht gekommen. Als es Tag wurde, 
  
1) Siehe das folgende Journal. König Alfons XII. von Spanien war am 
5. November gestorben.
	        
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