392 Straßburg (I885 bis 1894)
Wichtigste und läßt hoffen, daß die „Kaisertage“ gut vorübergehen werden.
Metz ist aufgegeben, das hätte der Kaiser nicht mehr ausgehalten. Die
Frage, ob der Kronprinz gehen solle, wurde bei dem Kaiser gar nicht
angeregt. Ich sah ihn vorgestern Abend nicht und konnte ihn auch gestern
nicht sehen. Die Meinungen sind geteilt. Albedyll, Perponcher und Lehn-
dorff sind entschieden gegen die Reise des Kronprinzen. Ich selbst halte
diese für recht nützlich, aber nicht für unbedingt geboten. Der Empfang
könnte glänzend werden, und es scheint, daß die Herren von der Um-
gebung dem Kronprinzen den Erfolg nicht gönnen.
Heute fahren wir mit der Großherzogin zum Manöver. Der Kaiser
fährt auch.
In Mommenheim war feierlicher Empfang, dann fuhren wir auf
eine Anhöhe, von der aus wir das Manöver ansahen. Viel Kanonen-=
donner, Gewehrfeuer, glänzende Suite, vorbeimarschierende Infanterie u. s. w.
Das Ganze machte mir den Eindruck einer großen Konfusion. Es mag
aber wohl richtig gewesen sein. Dann mit der Eisenbahn nach Hause.
Ich muß hier nachtragen, daß morgens 9 Uhr Perponcher kam und mir
im Auftrage des Kaisers sein Bild in Lebensgröße und ein sehr gnädiges
Schreiben überbrachte. Als ich den Kaiser auf dem Bahnhof begrüßte
und ihm meinen Dank aussprach, umarmte er mich, worauf ich ihm die
Hand zu küssen versuchte. Die Freundlichkeit des alten Herrn rührte
mich tief.
Abends Diner. Die Metzer Deputation brachte wieder die Reise des
Kronprinzen zur Sprache, worauf denn der Kaiser den Kronprinzen
beauftragte, an seiner Stelle nach Metz zu gehen. Ich unterstützte den
Gedanken um so mehr, als sich das Gerücht verbreitet hatte, daß ich
dagegen sei. Perponcher ärgerte sich, aber alle andern waren erfreut.
Insbesondere schien der Kronprinz sehr zufrieden, und ich bin froh, daß
die Sache so abgelaufen ist. Abends Tee beim Kaiser, während der
Lampionzug vorbeikam, der sehr glänzend war und den Kaiser sehr unter-
hielt und erfreute. Ich ließ nachher die Deputation heraufkommen, die
Bock dem Kaiser vorstellte. Er sprach mit den Herren, und als ihm
Vogel von Falckenstein vorgestellt wurde, fragte ihn der Kaiser: „Sind
Sie mit dem General verwandt?“ Falckenstein: „Sein ältester Sohn.“
Kaiser: „Was machen Sie hier?“ Falckenstein: „Ich bin in der Presse
beschäftigt.“ Kaiser: „Aber doch in der guten?" Falckenstein: „Ja,
Majestät, in der „Kölnischen Zeitung“.
19. September.
Heute wird der Kaiser in die Kirche gehen und um 1 Uhr nach Baden
fahren. Morgen geht es mit dem Kronprinzen nach Metz.