Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Zweiter Band. (2)

408 Straßburg (1885 bis 1894) 
der jetzigen Regierung überzeugt seien. Dessenungeachtet bestehe eine 
gewisse Beunruhigung, die mit den Revanchegedanken, die in Frankreich 
gehegt würden, zusammenhänge. Ich sagte ferner, ich hätte nie einen 
Franzosen gefunden, der die Revancheidee, d. h. den Gedanken an die 
Wiedererwerbung von Elsaß-Lothringen, aufgegeben habe. In diesem 
Gedanken liege die Gefahr. Lefebure meinte dann, die französische Re- 
gierung habe den Frankfurter Friedensvertrag gewissenhaft gehalten und 
werde dies auch ferner tun. Die Zeit werde kommen, wo man sich 
daran gewöhnen werde. Herrn Leföbure schwebt als Ideal eine deutsch- 
französische Allianz vor. Er ist überzeugt, daß Fürst Bismarck diese zu- 
stande bringen könne. Ich unterließ es, ihn zu fragen, auf welche Be- 
dingungen hin er sich die Allianz denke. Die beunruhigenden Gerüchte 
und die Hetzereien gehen nach Lefeébures Ansicht von England und Italien 
aus. Im Dezember hätte Waddington die beunruhigendsten Dinge aus 
London berichtet. Daß Italien, welches Nizza, Savoyen und die Provence 
haben wolle, zum Kriege treibe, sei natürlich. Das gehe so weit, daß 
man ihnen in Rom habe sagen lassen, Frankreich möge sich ja in acht 
nehmen, damit es nicht in ein zweites Ems, eine Falle wie 1870, hinein- 
gerate. 
Was die russisch-französische Allianz betrifft, so sei man in Frankreich 
nicht geneigt, sich darauf einzulassen, auch sei nicht ernstlich davon die 
Rede gewesen, wenn auch zugegeben werden müsse, daß gewisse Kobetterien 
in Petersburg zugunsten Frankreichs vorgekommen seien. Goblet und 
Flourens ließen mich bitten, sie bei meinem nächsten Aufenthalt in Paris 
und zwar so bald wie möglich zu besuchen, um mir persönlich dieselben 
Versicherungen zu geben. Ich erwiderte, daß ich nicht die Absicht hätte, 
demnächst nach Paris zu gehen und daß ich stets vermieden hätte, die 
dortigen Staatsmänner zu besuchen, um mich nicht dem Verdacht aus- 
zusetzen, daß ich mich in Dinge mische, die mich nichts angehen. Lefêbure 
meinte darauf, Graf Münster sei von dem Wunsche der Minister be- 
nachrichtigt. 
Fürst Bismarck an den Fürsten Hohenlohe. 
Berlin, 18. Februar 1887. 
Eurer Durchlaucht gefälliges Schreiben vom 12. d. M. habe ich zu 
erhalten die Ehre gehabt. 
Was die Stellung des Statthalters in den Reichslanden bei etwaiger 
Proklamierung des Kriegszustands betrifft, so würde sie ungefähr der- 
jenigen der meisten deutschen Bundesfürsten analog sein, welche ihre 
Militärhoheit auf den König von Preußen übertragen haben. Das heißt 
also: es würde sich in der Sachlage nichts ändern. Durch die Verleihung
	        
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