Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Zweiter Band. (2)

Straßburg (1885 bis 1894) 415 
entwurf betreffend die Verwaltung von Elsaß-Lothringen in Vorschlag 
bringt, und Eure Durchlaucht hatten die Güte, mir zu sagen, daß Sie 
diesen Entwurf bekämpfen würden. Ich bin Eurer Durchlaucht für den 
Beweis des Vertrauens, den ich in dieser Aeußerung erblicke, zu auf- 
richtigem Danke verpflichtet und werde mich bemühen, dasselbe zu recht- 
fertigen. Dies ist aber nur unter der Voraussetzung möglich, daß ich mit 
ungemindertem Ansehen nach Straßburg zurückkehre und daß die Statt- 
halterschaft nicht in einer Weise beschränkt wird, die den Träger dieses 
Amts als bloßen Figuranten erscheinen läßt. Meines Erachtens kann 
daraus kein Nachteil entstehen, wenn Projekte, welche auf die Umgestal- 
tung der Verwaltung im Wege der Gesetzgebung abzielen, so lange ver- 
tagt werden, bis der Versuch einer neuen, durch tüchtige Kräfte verstärkten 
Verwaltung gemacht ist und die Vereinfachung der Verwaltung im Ver- 
ordnungswege erfolgt ist. Von diesem Gesichtspunkte aus halte ich es für 
unerläßlich, daß die vierte Abteilung des Ministeriums aufgehoben werde 
und daß Bürgermeister Back die Verwaltung des Innern übernehme. Die 
Entfernung Mayrs muß ich mit Rücksicht auf die Stimmung, die im 
Reichslande gegen ihn herrscht, als eine Notwendigkeit bezeichnen. Ergibt 
sich auf dem neu einzuschlagenden Wege das Bedürfnis, Aenderungen 
durch Gesetz eintreten zu lassen, so wird wohl die Hoffnung nicht als eine 
unbillige erscheinen, daß es mir gestattet werde, die als notwendig er- 
kannten Veränderungen nach eingehender Beratung mit Männern, welche 
die Verhältnisse des Landes kennen, selbst in Vorschlag zu bringen. Die 
Entscheidung der Frage betreffend Aufhebung des Postens des Staats- 
sekretärs könnte während dieser Zeit vertagt werden. 
Was den näheren Verkehr zwischen den Zentralstellen des Reichs 
und der Verwaltung des Reichslands betrifft, den man hier als wünschens- 
wert bezeichnet, so darf ich darauf hinweisen, daß die Vorlage von Ge- 
setzen für das Reichsland an den Reichstag beabsichtigt ist, wobei denn 
der regelmäßige persönliche Verkehr der Verwaltung von Elsaß-Lothringen 
mit den Zentralstellen des Reichs sich von selbst ergeben und die Gefahr 
einer Reibung sich vermindern wird, welche die Einrichtung eines be- 
sonderen Regierungsorgans für das Reichsland in Berlin mit sich bringen 
würde. 
Journal. 
Berlin, 27. März 1887. 
Gestern war ich Morgens lange bei Goßler, der mit mir die elsaß- 
lothringischen Dinge unbefangen besprach. Er empfahl mir als Staats- 
sekretär entweder Handjery oder Studt. Letzterer soll ein ganz ehrenhafter 
Mann sein. Wenn Back das Innere bekommt und Studt die Finanzen,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.