480 Straßburg (1885 bis 1894)
Jägerhaus und machten dann noch zwei Treiben, wo Moritz ein Tier
erlegte. Ich und Alexander hatten keinen Anlauf.
Den 4. gingen alle wieder früh auf die Pirsch. Ich zog vor, bis
6 Uhr zu schlafen, und ging dann mit Helmersen auf die Schnepfenjagd.
Nach mühsamem Herumpatschen im Sumpf kamen wir mit drei Rallen
als Jagdbeute zurück. Die Fahrt durch den Fichten= und Erlenwald war
interessant. Abends wieder Versuch auf der Pirsch, doch kam niemand
zum Schuß.
Den 5. früh machte Alexander einen Pirschgang und schoß in der
Dunkelheit einen Elchhirsch an, der aber noch nicht gefunden wurde.
Dann wurde um 8 Uhr zum Treiben gefahren, das aber ohne Beute blieb.
Nachmittags machten wir erst ein Treiben ohne Erfolg und fuhren dann
nach der Gegend, wo der von Alexander angeschossene Elch sein sollte.
Dort wurde im tiefen Sumpf getrieben. Erst kam mir ein schwacher
Elchhirsch, den ich, da er flüchtig und weit war, vorüberließ. Die Hunde
jagten unterdessen einen vor uns in den Wald, endlich entschloß sich der
sehr starke Hirsch, die Hunde zu verlassen und kam durch hohes Gras,
Schilf und Gebüsch auf mich zu. Ein kapitaler Hirsch. Ich schoß spitz,
worauf er hinten zusammenbrach, dann sich aber wendete und rechts ab-
bog. Ich schoß ihm noch eine Kugel nach. Er ging dann über die
Schützenlinie und kam noch einmal bei mir vorbei. Ich glaubte, daß er
jeden Augenblick zusammenstürzen müßte und schoß nicht mehr. Er ging
aber weiter, von den Hunden verfolgt, und ist erst spät in der Dunkel-
heit von den Jägern erschossen worden.
Den 7.
Gestern früh, Sonntag, wurde zunächst der Hirsch angesehen, der nach
langem Jagen der verfolgenden Jäger totgeschossen worden war. Es ist
kein starker Hirsch an Geweih, Zehner, aber ein stattliches Tier. Es
scheint, daß es der ist, den Alexander am Morgen angeschossen hatte.
Meine erste Kugel war, da ich spitz schoß, in die Nase gegangen und
hatte sich an den Zähnen des Elchs zersplittert, man fand die Stücke
meiner Kugel. Den zweiten Schuß hatte ich von hinten nach vorn aufs
Blatt, aber nicht tief genug gegeben, um ihn niederzuschießen.
Um 9 Uhr fuhren wir teils zu Schiff, teils zu Wagen über Holen-
dernia nach Lubcz. Der letzte Teil des Wegs geht durch die weiten
Weideflächen am Niemen. Bei der Ueberfahrt über den Fluß, an dem
das Schloß Lubcz liegt, wurden wir vom Isprawnik sowie vom Pächter,
Herrn Zwirko, empfangen, fuhren dann durch den Pachthof nach dem in
Reparatur befindlichen Schloß, wo uns Frau und drei Fräulein Zwirko
mit Buketts und Brot und Salz empfingen. Wir besahen uns das Schloß,