Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Zweiter Band. (2)

Straßburg (1885 bis 1894) 493 
nach dem von ihm bewohnten Jagdhaus, wir aßen und fuhren gegen 
3 Uhr weiter. Jeder Jagdgast wohnt hier für sich. Uns war das Jagd- 
haus in dem Felferniktal bestimmt. Der Weg dahinauf ist steil und teil- 
weise nicht ungefährlich, besonders eine Stelle, wo ein Erdrutsch statt- 
gefunden hatte, an dessen Wegräumung gearbeitet wurde. Dadurch war der 
Weg schief, abschüssig und die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, in einen 
tiefen Abgrund zu stürzen, was denn auch verschiedenen Bewohnern in 
neuester Zeit passiert ist, ohne daß sie übrigens Schaden gelitten hätten. 
Gegen Abend gelangten wir an das Wirtshaus Flatnitz und waren nun 
nicht mehr weit vom Ziel. Von hier aus begleiteten uns die uns zu- 
geteilten Jäger Hofer und Franz. Es wurde nun rasch dunkel, und der 
Weg führte durch den Wald. Glücklicherweise hatten die Jäger Laternen 
und gingen den Wagen voraus. Dies hinderte nicht, daß der Wagen 
mit der Dienerschaft, auf den sich in Flatnitz noch eine dicke Köchin und 
ein Küchenmädchen gesetzt hatten, im Angesicht des Jagdhauses umfiel und 
seine Insassen in das Gras schüttete. Niemand litt Schaden, nur die 
Köchin, die mit dem Gesicht ins Gras gefallen war, meinte, sie hätte sich 
beinahe einen Zahn gebrochen. Wir nahmen nun Besitz von unsern 
freundlichen Zimmern und verabredeten mit den Jägern den Aufbruch zur 
Jagd auf 5 Uhr früh. Graf Franz Schlick kam noch den Abend, um 
uns zu begrüßen und zu installieren. Das Haus ist zweistöckig. Oben 
ein gut möblierter Salon und ein Schlafzimmer. Unten Küche und 
Jägerzimmer. 
Am Montag früh zogen wir um 5 Uhr aus. Erst zu Pferde, dann 
zu Fuß hinauf. Hirsche und Tiere sah ich in Menge und pirschte dann 
weiter nach einem Punkte, wo wir uns ansetzten. Ein Hirsch, der sich 
zeigte, aber ungünstig stand, wurde gefehlt. Beim Nachhausegehen schoß 
ich noch auf einen Hirsch, der aber nicht liegen blieb, obgleich er getroffen 
zu sein schien. Um 10½ Uhr zu Hause. Nachmittags wurde wieder ge- 
pirscht, aber ohne Erfolg. Am Dienstag Morgens und Abends Pirsch- 
gang ohne Resultat. Marie schoß einen Hirsch an und hat wahrschein- 
lich einen zweiten getroffen, der aber auch nicht gefunden wurde. Am 
letzten Morgen wurde noch ein Pirschgang versucht. Ich sah nichts. 
Marie schoß aber nicht weit von mir einen starken Zehner. Wir hörten 
den Schuß und eilten hinüber, wo wir sie und den Jäger schon am ver- 
endeten Hirsch fanden. So hatte der letzte Tag doch noch einen Erfolg 
gehabt. Um 9 Uhr waren wir zu Hause, packten unfre Sachen, verab- 
schiedeten uns in Flatnitz von dem Jagdherrn und seinem Bruder und 
fuhren nach Oberhof hinunter, wo wir uns eine Stunde bei Herrn Schuster 
aufhielten und dann nach Friesach weiterfuhren. Wir hatten dort noch 
Zeit zu essen und fuhren mit dem Zuge 7 Uhr 40 nach St. Michael, wo
	        
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