508 Straßburg (1885 bis 1894)
und die Herzogin von Mecklenburg da. Der Sohn des Prinzen Heinrich,
fünf Jahre alt, ein netter, aufgeweckter Junge, aß auch mit. Die Kaiserin
war liebenswürdig wie immer und sprach nicht von Politik. Prinz
Heinrich macht einen angenehmen Eindruck.
Gestern Abend war Diner bei Eulenburg, dem Minister, zu Ehren
von Fritz Hohenzollern und seiner Frau. Ich saß zwischen dem Prinzen
Hohenzollern und Frau von Hindenburg, der Tochter Münsters. Sie
erzählte viel von ihren russischen Angelegenheiten, die sie für sich und ihren
Bruder führt. Sie haben (und zwar im Pensaschen Gouvernement) allerlei
Schwierigkeiten. Außerdem war die einst schöne Gräfin Harrach, geb.
Pourtalès, die Gräfin August Eulenburg und verschiedene andre Damen
da, die ich ignorierte. Der italienische Botschafter Lanza ließ sich mir
vorstellen.
Berlin, 20. Januar 1894.
Heute machte ich einige Visiten und kam bald zurück, um mich zur
Galatafel anzuziehen. Bayrische und spanische Orden wurden angelegt.
Das Diner war sehr glänzend. Ich saß zwischen der spanischen Bot-
schafterin und einer Marquise, der Hofdame der Prinzessin Eulalia, die
gestern von München hierher gekommen ist. Nach Tisch beim Cercle er-
fuhr ich, daß die Prinzessin Eulalia etwa den 4. Februar nach Straß-
burg kommen will, und lud sie deshalb zu unserm Ball ein. Sie will
noch schreiben, ob sie kommt.
Mit dem Kaeiser hatte ich eine lange Unterredung. Er legte mir dar,
daß es nötig sei, die alten Oberpräsidenten zu beseitigen. Eulenburg
mache ihm aber Schwierigkeiten. An die Stelle des alten Oberpräsidenten
in Breslau möchte der Kaiser Hermann Hatzfeld setzen, da er der Ansicht
ist, daß vornehme Grundbesitzer sich dazu besonders eignen. Doch will
er nicht, daß man davon spricht. Mit Studt ist er sehr zufrieden. Ich
schloß aus seinen Aeußerungen mir gegenüber, daß er mich nicht zu den
alten, unbrauchbaren Leuten rechnet.
Unfre Konversation dauerte so lange, daß die Kaiserin und die Hof-
marschälle daran erinnerten, daß es Zeit zum Théätre paré in der Oper
sei. Da ich mich erst hätte umziehen müssen, so konnte ich nicht hingehen
und fuhr nach Hause.
Berlin, 21. Januar 1894.
Das heutige Ordensfest verlief wie gewöhnlich. Recht feierlicher
Gottesdienst in der Schloßkapelle, dann Diner um 1 Uhr im Weißen
Saal. Ich saß neben dem österreichischen Botschafter Szögenyi. Das
Ereignis des Tags, das auch Abends bei Holstein mit Pourtalès und