Full text: Denkwürdigkeiten des Fürsten Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Zweiter Band. (2)

518 Die Reichskanzlerschaft und das Lebensende (1894 bis 1901) 
Fürst Hohenlohe an den Fürsten Bismarck. 
Berlin, 26. November 1894. 
Durchlauchtigster Fürst! 
Seitdem Seine Majestät mich auf den Posten des Reichskanzlers 
berufen hat, war es mein Wunsch, mich von dem Befinden Eurer Durch- 
laucht und der Frau Fürstin durch einen persönlichen Besuch zu überzeugen. 
Die Nachricht von der baldigen Rückkehr Eurer Durchlaucht nach Friedrichs- 
ruh hatte mich veranlaßt, bis dahin meinen Besuch zu vertagen, um so 
mehr, als meine dienstlichen Obliegenheiten im Augenblick der Uebernahme 
des Amts eine so lange Abwesenheit, wie sie ein Besuch in Varzin er- 
fordert hätte, nicht zulassen. 
Zu meinem lebhaften Bedauern muß ich aus einem mir soeben 
zugehenden Urlaubsgesuche des Grafen Rantzau schließen, daß der Ge- 
sundheitszustand der Frau Fürstin von neuem zu Besorgnissen Anlaß 
gibt und die Reise nach Friedrichsruh voraussichtlich noch weiter ver- 
zögern wird. 
Ich erlaube mir daher, Eure Durchlaucht schon jetzt, ehe ich es 
persönlich tun kann, um gütige Nachricht über das Befinden der Frau 
Fürstin zu bitten. 
Fürst Bismarck an den Fürsten Hohenlohe. 
Varzin, 27. November 1894. 
Als ich Eurer Durchlaucht amtliches Schreiben vom gestrigen Tage 
erhielt, war ich im Begriffe, Ihnen meine Freude und Genugtuung darüber 
auszusprechen, daß Sie die Reichskanzlerschaft übernommen haben. In- 
zwischen hat Gott tiefe Trauer über mich verhängt, 1) und Eure Durchlaucht 
teilen dieselbe mit mir. Wenn Eure Durchlaucht mich demnächst in 
Friedrichsruh mit Ihrem Besuche beehren wollen, werde ich mich herzlich 
freuen und Gelegenheit haben, Ihnen auch persönlich mein Vertrauen und 
meinen herzlichen Dank für Ihre Teilnahme auszudrücken. 
In aufrichtiger Verehrung bin ich 
Eurer Durchlaucht 
ergebenster Diener 
v. Bismarck. 
Journal. 
14. Januar 1895. 
Gestern fuhr ich mit Alexander nach Friedrichsruh. Wir hatten uns 
angemeldet. Wir kamen gegen 1 Uhr an, wurden von Herbert und 
Rantzau am Bahnhofe, vom Fürsten im Hausflur freundlichst begrüßt. 
Gräfin Rantzau und Schweninger und ein junger Mann, der vielleicht 
1) Die Fürstin Bismarck starb am 27. November. 
 
	        
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