Gesterding — Gesundheitspässe. 151
werden, wennschon freilich auf indirektem Wege dem G. der Voruntersuchung auch
von der Deutschen und Oesterreichischen StrasP O. gleiche Bedeutung dadurch vermittelt
wird, daß Erklärungen des Angeklagten, welche in richterlichen, nach der Oesterreichischen
StrasP O. überhaupt in Protokollen enthalten sind, zum Beweise seines G. in der
Hauptverhandlung verlesen werden dürfen. Das außergerichtliche G., das im Strasprez.
wie im Civ. Prz. immer erwiesen werden muß, bewirkt im Inquisitionsprozeß und
nach der gesetzlichen Beweistheorie nur Verdacht oder Wahrscheinlichkeit, wie ein
Indizium, das gerichtliche vollen Beweis; im Anklageprozeß und bei freier Beweis-
würdigung kann auch einem außergerichtlichen G. volle Beweiskraft beigelegt werden,
obgleich dem gerichtlichen G. im Hinblick auf den Ernst der Verhältnisse, unter
welchen es erfolgt, und auf seine größere Genauigkeit und Umständlichkeit in den
meisten Fällen ein höherer Werth zukommen wird. Das Engl. R. gestattet auf das
Schuldig des Angeklagten, also auf sein G., seine Verurtheilung ohne Zuziehung der
Jury auszusprechen, nach der Praxis freilich mit der Beschränkung, daß bei Bedenken
gegen das G. ihm Zurücknahme desselben durch nachträgliches Nichtschuldig angerathen
wird. Das Französische R. und die Deutsche und Oesterreichische StrafP O. behandeln
das G. als ein Beweismittel, wie andere, dessen Beurtheilung daher auch nicht den
Geschworenen entzogen werden dürfe; nur im Vorführungsverfahren bei Uebertretungen
kann der Amtsrichter im Fall des G. ohne Schöffen zu sofortiger Beweisaufnahme
und Aburtheilung schreiten.
Quellen: I. 1 89 17, 27 D. 48, 18. — I. 8 pr. C. 9, 12.— I. 16 C.9, 47. — P.G.O.
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253; Mot. S. 79 ff., 141; Verhandl. d Reichstags-Komm. (Kortkampf), Bd. I. S. 34 ff. —
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Lit.: , Röm. Krim. Prz., S. 137, 328. 612. — Mittermaier, Deuisches Stras Verf.,
88 161 ff. — Geichd d Stras Prz., s8 115 f. gechland, Straf Verf., 6 92, 1 8. — Zachariä,
Strafprz. II. 8 145.— Biener, Engl. Geschw.G., I. § 39. — Best, uld Beweisrecht, ed.
Marquardsen, d 337 ff. — Höösster, Franz. Strasther § 44. — John, Entwurf eines
Nordd. Stras B., 217. — Walther, Arch. d. Krim.R., 1851, S. 225 ff. — Glaser,
ibid. S. 10 ff., 191 . — Verhandl. des 7. Juristentags, 1. S. 86 ff. (Glaserz;: l#. S. 107 1
235 ff. — E. Schauberg, Vergleichung d. G. im Hiuc. u. Civ. Prz., 1869, 16 ff. —
Giesker, Vergleichung d. G., 1868. — v. Holtzendorff, Handb. d. mddxhx Bd. I.
S. 49, 56, 88, 196, 260 ff., 467:; Bd. II. S. 15, 66, 67, 116.— P. Kayser, StrasWer-Verf.
S. 152 ff., 202.— Komment. z. Deutschen Straf-PO., LLv. Löwe, v. Schwarze, Voitus,
Dalcke u. A. K. Wieding.
Gesterding, Christ. Gottf. Nik., 6 18. XI. 1740 zu Greifswald, 28. II.
1802, praktischer Rechtsgelehrter, verfaßte eine Literatur d. Pomm. Lehnrechts
17= — Thesaurus jur. Lubecensis 1787—1790 und Analecta dazu (1800).
Lit.: Häckermann in d. Allg. Deutsch. Biogr. IX. 126. Teichmann.
Gesterding, Franz Christ., 3 6. III. 1781 zu Greifswald, Sohn d. Vorigen,
stud. daselbst, wurde 1801 Notar, 1806 Procurator am Hofsgericht, 1812 Doctor,
1818 Prof., 1 21. XII. 1841.
Schriften: De remedio quod vocant novorum narratorum, Gryfiswald. 1802. — Ueber
die Schuldveröindlichkeit als Objekt des Pfandrechts, 1812. — Die Lehre v. Pfandrecht, 1816,
2. Aufl. 1831. — Lehre vom Eigenthume 1817. — Irrthümer alter und neuer Juristen,
1818. — Ausbeute von Nachforschungen, Greifswald 1826—1840.
Lit.: N. Nekrolog d. Deutschen, Bd. XIX. S. 1215, 12|6. — Krit. Jahrbb. von
Schneider, XI. (1842) 182. — Kosegarten, Gesch. d. Univ., . 319. — Pyl in d. Allg.
Deutsch. Biogr. IX. 127. Teichmann.
Gesundheitspässe. Zur Verhütung der Einschleppung kontagiöser Krank-
heiten, namentlich der Pest, des gelben Fiebers und der Cholera, ist von den See-
staaten angeordnet, daß die in ihren Häfen anlangenden Schiffe, welche aus einem,
solcher Krankheit verdächtigen Hafen kommen, mit einer Bescheinigung der dortigen
Behörden über den öffentlichen Gesundheitszustand (Gesundheitspaß, patente de santé,
bill of health, fede di sanita) versehen sein müssen. Zuweilen werden G. von allen
Schiffen ohne uunterschied, woher sie kommen, verlangt. Beispielsweise beanspruchen