Gilbert — Gildemeister. 183
rechtfertigen, daß die g. A. im Deutschen StrafGB. überall das Motiv des Thäters
bedeute (vgl. Schütze, Lehrb., § 39 zu N. 8).
Daß aber sodann unter dem Gewinn, dessen Anstrebung das Motiv des Thäters
bilden soll, durchaus nicht nothwendig ein Vermögensvortheil zu verstehen sei, zeigt
die Genesis der einschlägigen Paragraphen. Das Preuß. Straf GB. verlangte die
g. A. noch bei einer ganzen Reihe anderer Verbrechen. Da aber schon damals die
Praxis richtig interpretirte, „daß der Ausdruck Gewinn“ (zwar „nicht jede Ver-
besserung der Lage des Handelnden“ bedeute, aber auch) „nicht ausschließlich auf
einen materiellen oder Vermögensvortheil zu beziehen, sondern auch von Freiheit,
Ehre, Familien= oder anderen Rechten zu verstehen sei“ (s. in Goltdammer's
Arch. II. S. 165; IV. S. 213 zu § 247 des Preuß. Straf GB.; VII. S. 387 zu
88 106, 247, 323 daselbst), dies jedoch dem Wesen einzelner der einschlägigen Ver-
brechen zu widersprechen schien, so ersetzte das Deutsche StrafGB. in einer ganzen
Reihe von Fällen, nämlich in den §8 241, 246, 247, 248, 249, 252, 323 des
Preuß. Straf GB. den mehrdeutigen Ausdruck „Gewinn“ durch den bestimmteren
„Vermögensvortheil“ in §§ 263, 266, 268, 272, 349 (vgl. auch Rüdorff zu
§ 268 sub 3). Daraus folgt aber, daß es in den Fällen, wo es die g. A. stehen
ließ, die weitere Interpretation des Wortes Gewinn billigte, und daß es so doppelt
unrecht wäre, ihm mit Binding zu imputiren, daß die Abwechslung der Ausdrücke
„um seines Vortheiles willen“, „in gewinnsüchtiger Absicht", „um sich oder einem
Anderen einen Vermögensvortheil zu verschaffen“ lediglich auf Nachlässigkeit beruhe.
Insbesondere dürfte mit dem Hervorgehobenen auch widerlegt sein, was John im
Handbuch III. S. 185 für die gegentheilige Ansicht beibringt. Mit vollem Recht
ist daher das Preuß. OTrib. seiner unter der Geltung des Preuß. Straf G. fest-
gestellten Interpretation der g. A. auch unter der Herrschaft des Deutschen Straf G.
treu geblieben. (S. Goltdammer's Arch. XXIV. S. 560; XXV. S. 214 ff.;
XXVI. S. 57; und zwar an der zweitgenannten Stelle auf Grund obiger Argumen-
tation; vgl. auch Rüdorff zu § 133 sub 4, § 169 sub 4, § 274 sub 3; Oppen-
hoff zu § 133 sub 8, § 169 sub 11, § 257 sub 20; v. Schwarze zu § 257
sub 20; Schütze, Lehrb., § 67 N. 30 i. f. Dagegen außer John I. c. auch
Meyer, Lehrb., § 138 N. 11, § 189 N. 5; v. Schwarze zu § 133 i. f. Note 2;
unentschieden im Handb. III. S. 283. S. endlich über die Auffassung der Praxis
von dem gegenseitigen Verhältniß von Vortheil, Gewinn und Vermögensvortheil auch
Pezold, Strafrechtspraxis, ad § 257 sub 22, ad §8 259 sub 3, ad § 268 sub 3.)
Birkmeyer.
Gilbert, Sir Geoffrey, 5 1674, wurde Chief Baron of the Exchequer in
Irland 1715, in England 1725, 7 1726. Hervorragender Rechtsgelehrter.
Schriften: Rep. Cases in Equity, (2) 1742. — Forum Romanum, Dubl. 1756, Lond.
1758. — Hist. and Practice of Chancery, 1758. — Of the Exchequer, 1758—59. — Rents,
1758. — Cases in Law and Equity, 1760. — Executions, 1763. — Devises, (3) 1763. —
Civil Actions in C. Pleas, (3) 1779. — Ejectments, (2) 1781. — Law of Evidence, 1760,
(6) by J. Sedgwick 1801, Philad. 1805. — Uses and Trusts (3) by Sugden, 1811. — Distress
and Replevin (4) by Impey, 1823. — Tenures (5) by Vidal, 1824.
Lit.: Allibone. — Best's Grundzüge des Engl. Beweisrechts, Heidelb. 1851, p. XX.,
111. — Dupin, Profession d’avocat, (5) II. p. 588, 593, 594, 599, 600.
Teichmann.
Gildemeister, Johann Friedrich, 5 10. X. 1750 in Bremen, promovirte
1775 zu Göttingen (De communione bonorum inter conjuges maxime ex legibus
Bremanis), 1776—1784 Professor in Duisburg, dann Syndikus in Bremen,
15. I. 1812.
Er schrieb u. A.: Jurist. Encykl. u. Methodologie, 1783. — Zwei Abhandl. aus den
Handvesten u. d. Pfandrechte d. Reichsstadt Bremen, 1794. — Beiträge zur Kenntniß des
vaterl. Rechts, 1806—8. -
Lit.:HermannMüllerind.Allg.Deutsch.Biogr.IX.169,170.
Teichmann.