Geldforderungen. 37
zulässig sind, bestimmt sich zunächst nach der Vereinbarung. Ist die bestimmte
Münzsorte am Zahlungsorte nicht im Umlauf, oder lautet der Vertrag auf eine
Rechnungswährung (die es jedoch in Deutschland nicht mehr giebt), so kann der
Betrag (nach Deutschem Wechsel- und Handelsrecht) nach dem Werthe zur Verfall—
zeit in der Landesmünze gezahlt werden, sofern nicht das Gegentheil durch Zu-
sätze wie „effektiv“ ausdrücklich bedungen ist. Nach Preuß. LR. kann der Schuldner
zur Zahlung auswärtiger, in Preußen nicht kursirenden Münzsorten niemals ge-
zwungen waren. Ist nichts über die Münzsorten bestimmt, so versteht sich Zahlung
in Metallgeld (Kurant) der Landeswährung. Auswärtiges G., sowie (inländisches und
ausländisches) Papiergeld oder Banknoten kann der Gläubiger zurückweisen. Nimmt er
es aber an, so ist das Geschäft Zahlung, nicht datio in solutum, weil jene Werth-
zeichen im weiteren Sinne unter den Begriff des G. fallen, z. B. auch bei Vermächt-
nissen. — Sehr streitig ist die Frage, wie der Inhalt der G. schuld namentlich in dem
Falle zu bestimmen sei, wenn die Münzsforte, in welcher nach den zur Zeit der Entstehung
der Schuld maßgebenden Gesetzen die Zahlung zu leisten gewesen wäre, zur Zahlungs-
zeit nicht mehr zu haben ist (in Folge von Einziehung, Veränderung des Münz-
fußes u. s. w). Statt des Nennwerthes (Souchay, Hartmann, Pfeiffer,
Beseler) erklären andere (v. Savigny, Rudorff, v. Holzschuher, Arndts,
v. Bangerow, Hufeland, C. F. Koch, Windscheid, Endemann)y) den Kurs-
werth wenigstens als Regel für entscheidend. Goldschmidt hält dies nur hin-
sichtlich solcher Münzsorten für richtig, welche nicht Währungsgeld sind; bei Währungs-
geld sei dagegen wie nach den meisten Landesrechten (Preuß. LR., Code civ., Sächsf.
Be#., Oesterr. BGB.) der Nennwerth maßgebend. Ueberwiegende Gründe aber sprechen
für den wirklichen inneren Werth (Metallwerth), welchen die Münze, ihrem
Feingehalt entsprechend, darzustellen bestimmt war (Puchta, Ravit rc.). Auch
nach dem Deutschen Münzgesetz von 1873 erfolgt die Umrechnung von Goldmünzen,
für welche ein bestimmtes Verhältniß zu Silbermünzen gesetzlich nicht besteht, nach
Maßgabe des Verhältnisses des gesetzlichen Feingehalts derjenigen Münzen, auf welche
die Zahlungsverpflichtung lautet, zu dem gesetzlichen Feingehalte der Reichsgoldmünzen.
War die Schuld ausdrücklich in Papiergeld kontrahirt, so wird es auf den Kurs-
werth ankommen. Im Konkurse sind nach der D. KO. Forderungen, deren G. betrag
nicht in Reichswährung festgesetzt ist, nach ihrem Schätzungswerthe in letztere
umzurechnen.
Gsgb. u. Lit.: D. Münzges. v. 9. Juli 1873. — RGes. v. 4. Dezbr. 1871. — Res. v.
30. April 1874. — W0. Art 37. — H#B. Art. 336.— KO. 5 62. — Preuß. LR. I. 11 88 661,
778, 79, 785, 787, 790, 792, 797 ff; I. 15 8§ 45, 46; I. 16 8§ 28, 64, 66, 78, 79, 83, 84. —
Preuß. Kab. Ordre v. 4. Aug. 1832. — Deklar. v. 27. Sept. 1808. — Sächs. BGB. §8§ 296, 297,
650 —+668, 670. — Oesterr. BGB. SS 371, 987—989. — Code civ. art. 1895, 2279, 2280. —
Code com. art. 143, 575. — Franz. Ges. v. 25. März 1803 u. 27. Juni 1866. — Pariser
Münzvertrag v. 20. Dez. 1865. — Hoffmann, Die Lehre vom G. (Berl. 1838). — Knies,
Das G. (Berl. 1873). — Hufeland, Ueber die rechtl. Natur der Geldschulden (1851). —
v. Savigny, Obl.N., I. S. 403 ff. (Berl. 1851). — Ravit, Beitr. z. Lehre vom G. (Lübeck
1862). — Goldschmidt, Handb. d. H.R., I. 12 S. 1060 ff. (Erlangen 1868). — G. Hart-
mann, Ueber den rechtlichen Begriff des G. 2c. (Braunschweig 1868). — Endemann, H.R.,
3. Aufl. S. 368 ff. (Heidelberg 1876). — v. Hasner, Die Lehre vom G. in Grünhut's
Zeitschre VII. (1880) S. 1 ff. — M. Chevalier, la monnaie, éd. 2 (Paris 1866). — Par-
essus, Cours de droit com., I. nr. 23—27, 202—206. — Massé, droit com., I. ur. 603—
611; IV. ur. 2121—2136. — Fr. Walker, Money (London 1878). — H. V. Poor, Monezj-
and its laws (London 1877). — H. Dunning Mac-Leod, The elements of banking
(London 1876), 11 ss. — S. auch d. Art. Banknote, Check, Feingehalt, Münz-
wesen, Valuta. R. Koch.
Geldforderungen. Wegen G. kann nach der Deutschen CPO. sowol (bei
Vorhandensein der sonstigen Voraussetzungen dieser Prozeßart) im Urkundenprezesse,
ferner auch im Mahnverfahren geklagt werden. Außerdem kommen bei der Zwangs-
vollstreckung wegen G., sowie wenn dieselbe in solche erfolgt, Besonderheiten in