Proudhon — Provision. 211
Bemerkt muß übrigens werden, daß der P. auch bei gutem Glauben keine Ver-
äußerungsbefugniß hat (I. 2 D. 27, 5; 1. 2 C. 5, 45), daß Zahlungen an ihn
nur soweit gültig sind, als sie in das Vermögen des Bevormundeten gelangen
(I. 28 D. 46, 3), daß mehrere P. solidarisch verantwortlich sind (l. 39 8 9 D. 26, 7)
und daß, entgegengesetzt dem Röm. Recht (1. 4 D. 27, 5), ein Privilegium des Be-
vormundeten gegen den P. nicht besteht (KO. § 54 Nr. 5 „gesetzlich"). — Von
den neueren Gesetzbüchern hatte sich das Allg. LR. (II. 18 88 228 ff.) der gemeinrecht-
lichen Doktrin angeschlossen, der Code civil des P. in dem hier gebrauchten Sinne
überhaupt nicht gedacht. (In Art. 417 hat protuteur die Bedeutung von Mit-
vormund.) Die Vormundschaftsordn. vom 5. Juli 1875 erwähnt den P. ebenfalls
nicht und hebt die landrechtlichen Vorschriften auf (§ 102), es werden daher für die
Beurtheilung der durch einen falschen Vormund geschaffenen Verhältnisse die allge-
meinen Rechtsgrundsätze maßgebend sein müssen, welche zu der ratio scripta des
Gem. Rechts von selbst hinführen. — Der Cod. Max. Bav. läßt den P. wie einen
gewöhnlichen Vormund haften, erklärt seine Handlung für kraftlos — nur soweit sie
dem Mündel zum Nutzen gereichen, sollen die Vorschriften der Geschäftsführung ohne
Auftrag Anwendung finden — und verpflichtet ihn dem Mündel zum Schadensersatz.
Ein Dritter wird einen solchen nur ex dolo protutoris erlangen können. — Das
Oesterr. BGB. begnügt sich mit der Bestimmung, daß derjenige, welcher sich eigen-
mächtig in eine Vormundschaft eindrängt, dem Minderjährigen für allen dadurch
erwachsenen Schaden verantwortlich ist, während das Sächs. BGB. den P. an sich
wie einen Vormund behandelt, ihn im Falle des Irrthums nur für geringes Ver-
sehen haften läßt und bei Genehmigung seiner Handlungen auch berechtigt erklärt,
den gemachten Aufwand erstattet zu verlangen. Dem Dritten ist ein gutgläubiger
P. auf die Bereicherung, im Falle der Unredlichkeit auf vollen Ersatz verpflichtet. —
Analoge Grundsätze müssen bei einer falschen Kuratel Anwendung finden.
Quellen: Lit. Dig. 27, 5; 27, 6. — Tit. C. 5, 45. — C. Max. Bav. I. 7 § 34. —
Oesterr. BGB. § 204. — Sächs. BG B. §§ 1962, 1963.
Lit.: Außer den Lehrbüchern: Rudorff, Recht der Vormundschaft, 1833, II. S. 292
bis 300. — Neustetel im Arch. für civ. Praxis, I. 18. — Zimmern, ebenda, I. 19. —
Dernburg, Das Vormundschaftsrecht, 2. Aufl. S. 100, 101. Kayser.
Proudhon, Jean Baptiste Victor, 1. II. 1758 zu Chasnaus, stud.
zu Besangon, wurde Advokat, 1796 Professor an der Ecole centrale de Besancon,
1805 in Disjon, vielfach verfolgt, F# 20. XI. 1838.
Schriften: Cours de Iégislation et de jurisprudence française, Besangon 1799. —
Cours de droit français Ire partie, Dijon 1809, (2) 1810. (Traité sur P’état des personnes
et sur le titre préliminaire du Code civil, par Valette, Dijon 1842, Paris 1848.) —
Traités des droits d’usufruit, d’usage, #’habitation et de superficie, Dijon 1823—1827, (2)
1836. — Traité du domaine public ou de la distinction des biens, Dijon 1833—1835, (2)
par Dumay, Dijon 1843— 1845. — Traité des droits Tusage, servitudes réelles, du droit
de superficie et de jouissance des biens communaux et des établissements publics, 1836. —
Traité du domaine de propriété, Dijon 1838, 1839.
Lit.:: Eloges par Lorain, Dijon 1838; Lagier, Dijon 1839; Curasson, Dijon
139; Tenaille, baris 1841; Loiseau, Paris 1857; Goin, Dijon 1868. — Estignard,
La faculté de droit et I’Ecole centrale de Besançon, Besancon 1857. — Gabriel Du-
ma * Etude sur la vie et les travaux de P., Paris 1878. — Recueil de I’Acad. de Législ.
de Toulouse XXVII. p. XXXIX. -XULII. Teichmann.
Provision (Th. I. S. 537, 539 ff.) ist ein Lohn für Mühewaltung, welchen
ein Kaufmann für die einem Anderen, Kaufmann oder Nichtkaufmann, geleisteten
Dienste, insbesondere für besorgte Geschäfte, nach oder ohne Verabredung von diesem
in Anspruch nehmen kann. Diese Bedeutung hat auch die im Verkehr mit Wechseln
vorkommende P.: im uneigentlichen Sinne beim Diskontiren (f d. Art. Kurs-
berechnung), wesentlich aber:
1) Beim Regreß des Wechselinhabers, welcher Mangels Zahlung pro-
testiren ließ. Die P. ist hierbei Ersatz für Bemühungen, welche in Folge der
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