182 27. Juli
Der französische stellvertretende Minister des Aeusseren,
Bienvenu-Martin, an den Ministerpräsidenten Viviani an
Bord der «France» und an die französischen Botschafter
in London, St. Petersburg, Wien und Rom.
Gelbbuch Nr. 61.
Paris.
Pienvenn Die drei Demarchen des deutschen Botschafters in Paris
Sächtigt yon scheinen charakteristisch zu sein: Freitag verliest er eine Note, in
deutschen Ab- der die deutsche Regierung sich Kategorisch zwischen Oester-
sichten. reich und die Mächte stellt, die das österreichische Ultimatum
an Serbien billist und hinzufügt, dass Deutschland auf das
Wärmste wünscht, dass der Konflikt lokalisiert bleibe, da jede
Intervention einer andern Macht infolge der Bündnisverpflich-
tungen unberechenbare Folgen hervorrufen könne; am zweiten
Tag, Samstag, nachdem die Wirkung erreicht war und die
Mächte infolge der Ueberraschung, der kurzen Frist und der
Gefahren eines allgemeinen Krieges Serbien geraten hatten,
nachzugeben, kommt Herr von Schön wieder, um seine De-
marche abzuschwächen, tut so,) als ob er über den
erzielten Eindruck überrascht sei und protestiert dagegen, dass
man Deutschland Absichten zuschreibt, die es nicht habe, da,
wie er sagt, weder eine Verabredung vor, noch eine Drohung
nach Ueberreichung ‘der Note stattgefunden habe; am dritten
Tag, am Sonntag, nachdem das Ergebnis erreicht war, dass
Serbien der Tat nach gewissermassen allen österreichischen
Forderungen gegenüber nachgegeben hat, kommt der deutsche
Botschafter zweimal wieder, um die friedlichen Absichten
Deutschlands und seinen glühenden Wunsch an der Erhaltung
des Friedens mitzuarbeiten, zu betonen, nachdem er den öster-
reichischen Erfolg. verzeichnet hat, der die erste Phase der
Krisis schliesst.
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(
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[IS
Se
Gib. Nr. 61. !) <Tut so», «unter dem Vorwande> sind immer
wiederkehrende Redensarten, wenn die französische Diplomatie von
der deutschen spricht.
?) Des Weitern bespricht Bienvenu-Martin den englischen Kon-
ferenzvorschlag.