Full text: Rechtslexikon. Dritter Band. Zweite Hälfte. Stolgebühren - Zypaeus. (2.3.2)

Verjährung. 1041 
Preußischem vermuthlich (Dernburg, § 170, 15) eine Hemmung der V. aus 
Gründen der Rücksicht gegen den Berechtigten (z. B. als Minderjährigen) nicht 
ein. — Die gemeinrechtlichen Fristen von 40 Jahren hat das Preußische Allg. LR. 
meist als 44jährige anerkannt (I. 9 § 632). Im Uebrigen s. dreijährige V. Eristen 
des Oesterreich. Rechts: Allg. BSGB. § 1487; 5, 3jährige, 14, ötägige Fristen 
in Bayern, wo es auch ein besonderes V. gesetz vom 26. März 1859 giebt: v. Roth, 
Bayer. Civilrecht, 2. Aufl. § 62, IV. C. — Das Erforderniß der bona üides des 
Schuldners fehlt bei der Anspruchs-V. in den Landesrechten (vgl. z. B. Code civil 
art. 2262 und v. Roth a. a. O. 8§§ 62, 142), jedoch hat das Preußische Landrecht 
gestattet, aus der mala fides des Schuldners einen Gegenbeweis gegen die in der 
V. liegende Vermuthung der Tilgung der Schuld zu entnehmen (Dernburg, 
§ 169, 3; vgl. übrigens auch Code civil art. 2275). 
Das neue Deutsche Reichsrecht hat, abgesehen von den oben bereits berührten 
Vorschriften über die Unterbrechung der V. durch Klagerhebung und Anmeldung im 
Konkurs, nur für die von ihm neu geschaffenen Ansprüche neue, meistens ebenfalls 
kurze V. fristen aufgestellt und in einigen Fällen dann auch die Privilegien der Bevor- 
mundeten hinsichtlich Hemmung der V. ausgeschlossen (Mandry, Der civilrechtliche 
Inhalt der Reichsgesetze, 5§ 19, 2 ff. Dazu vgl. z. B. noch Anfechtungsgesetz v. 21. Juli 
1879 § 12; Wuchergesetz vom 24. Mai 1880 Art. 3, 3). Freilich wirkt auch der 
Wegfall des außerhalb des Konkurses von der Gläubigermehrheit gewährten Mora- 
toriums (Mandry s 31, 4), insofern eine solche Stundung früher die V. unter- 
brechen konnte, auf die Vllehre ein. 
Zum Schlusse ist daran zu erinnern, daß die hier besprochene endliche V. neben 
sich ein besonderes Rechtsinstitut der unvordenklichen V. hat, worüber man s. unter 
d. Art. Unvordenklichkeit. 
Quellen: I. 2, 6 de usucapionibus et longi temporis praescriptionibus. — D. 44, 3 
de diversis temporalibus praescriptionibus et accessionibus possessionum. — Cod. 7, 33 
de praescriptione longi temporis K. vel XX. annorum; 7, 37 de qduadriennü praescriptione; 
7, 39 de praescriptione XXX. vel XL. annorum; 7, 40 de diversis praescriptionibus et 
interruptionibus earum. — X. 2, 26 in VIo 2, 13 de praescriptionibus. 
Lit.: Unterholzner, Ausführliche Entwickelung der gesammten Verjährungslehre aus 
den Gemeinen in Deutschland geltenden Rechten, Bd. 1 u. 2, zuerst 1828, dann in zweiter, 
neu durchgesehener Auflage bearbeitet von Schirmer, 1858. — Aeltere Lit. s. daselbst 1. 
5. — Ueber Klagenverjährung speziell: v. Savigny, System des heutigen Röm. Rechts, 
. (1841) 88 237—255. — Heimbach in Weiske's Rechtslex. XII. 632—675.— v. Wächter, 
Württemb. Privatrecht, II. §8§ 118 ff. — Unger, Oesterreich. Privatrecht, II. 8 119 ff. — 
Demelius, Untersuchungen aus dem Röm. Civilrechte, I. (1856) S. 1—108 Geschichte der 
Klagen-V., S. 111—203 Das Dogma von der actio nata. Die letzte Frage behandelt auch eine 
Fallicch- Dissert. 1878: Röth, Die actio nata als Voraussetzung der Klagen-V. — Ueber 
inzelfragen s. die in den Lehrb. der Pand. cit. Lit.: Arndts, §§ 106— 111; Brinz, 
1. Aufl., I. §§ 47, 48, 2. Aufl. §§ 113, 114; Göschen, I. §§ 148 — 155; Keller, 
I. §§ 83—88; Kierulff, 8 189—215; Puchta, §§ 89—92; Seuffert, 1. 98 27 
bis 31; Sintenis, I. z v. Vangerow, lI. §§ 146 — 152; v. Wächter, I. 
§§ 104—109; Windscheid, I. §§ 105— 112. — Partikularrecht: Dernburg, Lehrb. des 
Preuß. Privatrechts, I. 9§ 163—172. — v. Roth, Bayerisches Civilrecht, 2. Aufl., I. 8 62. — 
Zachariä v. Lingenthal (Puchelt), Handbuch des Franzöfischen Civilrechts, IV. 88 771 
bis 776. J. Merkel. 
Verjährung (im Strafrecht) — vgl. Thl. I. S. 740 ff. Gegen die 
strafausschließende Wirkung der V., d. h. des Ablaufs einer längeren Zeit seit der 
Verübung eines Verbrechens oder seit der Zuerkennung einer nicht vollstreckten Strafe 
machte man früher namentlich vom Standpunkte der Abschreckungstheorie Ein- 
wendungen (so z. B. Gründler, Henke, Oersted); heutzutage ist die Theorie 
einig in der Billigung sowol der V. der Strafverfolgung (oder Anklage), 
als der V. der Strafvollstreckung (der zuerkannten Strafe). Das Gem. Recht 
hat nur die erstere anerkannt; ihm folgten z. B. das Preuß. und das Oesterr. 
v. Holtzendorff, Enc. II. Rechtslexikon III. 3. Aufl. 66 
 
	        
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