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papiere (Fakturen, Schlußscheine u. s. w.). Die einzelnen Arten gehen jedoch vielfach in
einander über. Die Anstellung in einem Waarenlager gilt als Vollmacht zur Vor-
nahme der üblichen Verkäufe und Empfangnahmen. Dagegen ist der Ueberbringer
der W. und einer ungquittirten Rechnung deshalb noch nicht ermächtigt, die Zahlung
zu empfangen. — Das Geld — das allgemeine Werthmaß und Tauschmittel
(s. d. Art. Geld) — ist auch allgemeines Tauschgut, also allgemeine W. In
besonderem Sinne ist dasselbe in seinen verschiedenen Gestalten Gegenstand eines
besonderen Handelszweigs, des Geldhandels (Bankiergewerbes).
Gsgb. u. Lit.: Besonders: Allgem. Deutsches HG#B. Art. 29, 50, 51, 80, 271, 273, 306
bis 308, 335, 342 ff. — Die Handbücher und Kommentare von Thöl, I. (6. Aufl.) § 204;
Goldschmidt, I. 1 (. Aufl.) S. 415 ff., I. 2 §§ 60 ff.; Endemann, 3. Aufl. §§ 75 ff.;
Derselbe, Handb. (1881) I. 1 S. 2 ff.; v. Hahn, Anschütz und v. Völderndorff,
Makower zu den betr. Paragraphen des HGB. — Pardessus, Cours de droit comm.,
I. ur. 8—10. N. Koch.
Wächter, Karl Joseph Georg Sigismund von, aus einer altwürttem-
bergischen Beamtenfamilie, 3 24. XII. 1797 zu Marbach am Neckar, als Sohn des Ober-
amtmann Eberhard Wächter (1762—1839), nach des Königs Machtspruch: „Soll
Jurist werden, weil sein Vater Jurist ist"“ in Tübingen 8. IV. 1815 als stud. jur.
inskribirt, dann nach Heidelberg sich wendend, bestand 1818 in Tübingen (cum
eximia eruditione) das Examen, im Jan. 1819 (sehr gut) die Dienstprüfung, acht
Tage Referendar, dann Assessor in Eßlingen, im August außerordentl. Professor in
Tübingen, Juni 1822 ordentl. Professor, gründete 1826 mit gleichstrebenden Freunden
(Mohl, Rogge, Scheurlen, Schrader, K. Wächter) die Tübinger Krit. Zeitschrift,
1825—28 Rektor, 1829 Vizekanzler, lehnte einen Ruf nach Zürich ab, ging, in
Tübingen von der philosophischen Fakultät zum Doktor philos. kreirt, 1833 nach
Leipzig, wo er 1834 ins Appellationsgericht sich meldete, lehnte Rufe nach Erlangen
und Bonn, wie in späterer Zeit nach Wien ab, folgte dagegen 1835 einem Rufe als
Kanzler und erstes Mitglied der Juristenfakultät nach Tübingen, dessen Ehrenbürger
er wurde, nahm in der Ständeversammlung hervorragenden Antheil an Berathung
des Straf GB., wirkte für Ablösung der Feudallasten, 1839 und 1845 je auf 6
Jahre zum Präsidenten der Abgeordnetenkammer gewählt, theilnehmend an der
Germanisten-Versammlung zu Lübeck (Verhandl., Lübeck 1848 S. 118 ff., 236 ff.), am
22. IV. 1851 seines Kanzleramtes enthoben, indem er die betr. Ständeversammlung als
oktroyirte ansah, wurde noch 1851 Präsident des OApp. Ger. in Lübeck, ging 1852,
um wissenschaftlich arbeiten zu können, nach Leipzig, 1855 Mitglied des Staatsraths,
1859 Ehrenbürger, 1862 erster Professor und Ordinarius der Fakultät, sowie Dom-
herr zu Merseburg, Präsident des ersten und vieler nachfolgenden Deutschen Juristen-
tage, 1867 Abgeordneter Leipzig's für den konstit. Reichstag des Norddeutschen
Bundes, 1869 zum Wirkl. Geh. Rath mit Titel Excellenz ernannt und sein fünfzig-
jähriges Professor-Jubiläum feiernd, 1876 in den erblichen Adelstand erhoben, ließ
sich 1877 dispensiren, F 15. I. 1880 zu Connewitz. Gleich hervorragend als
Theoretiker wie als Praktiker, unvergleichlich als akad. Lehrer, ein Mann von
edelstem Charakter, treuester Patriot.
Schriften: Doctrina de condictione causa data causa non secuta in contractibus
innominatis, Tub. 1822. — De conditione et statu jur. crim. posit. et de methodo tract.
nostris temporibus in acad. jur. scientiae criminalis, Tub. 1822. — Lehrb. des Römisch-
Teutschen Strafrechts, Tüb. 1825, 1826. — Die Strafarten und Strafanstalten des Königr.
Württemberg, Tüb. 1832. — De crimine incendü,, Lips. 1833. — De lege saxonica die
VIII m. Febr. 1834 lata comment., Lips. 1835. — Ad bist. C.C.C. symbolarum pars I.,
Lips. 1835. — Abhandlungen aus dem Strafrecht, Leipz. 1835. — Handbuch des im König-
reich Württemberg geltenden Privatrechts, Stuttg. 1839—1851. — Gemeines Recht Deutsch-
lands, insbesondere gemeines Deutsches Strafrecht, Leipz. 1844. — Beitr. zur Deutschen Ge-
schichte, insbesondere zur Geschichte des Deutschen Strafrechts, Tüb. 1845. — Erörterungen
aus dem Römischen, Deutschen und Württemb. Privatrecht, Stuttg. 1845, 1846. — Das
Gemeine Pfandrecht, Tüb. (1851, 1852). — Der Entwurf eines BGB. für das Königreich