Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band II (2)

Armikel 32. Hering. 158 
gelder die Abgeordneten sich zahlreich einsänden. Ee ist dies allerdings freudig 
inu bejahen, denn unsere Genossen ans dem Königreich Preußen beziehen aller- 
dings zu biesem Reichstage keine Tagegelder, das kann aber, glaube ich, nus 
doch für die Zukunft keine Bernhigung sein; dieses Opser für diesen Reichs- 
tag — davon bin ich überzeugt — hätte jeder in diesem Hause gebracht 
auch ohne Tagegelder. Ganz anders verhült sich aber die Sache, wenn man 
sich fortgesetzte Legislaturperioden denkt. Dann, meine Herren, werden sich 
allerdings dei Manchem größere Schwierigkeiten entgegenstellen und es dürste 
dann wohl dem Herrn Präsidenten der Bundescommissere passiren, daß er 
nicht nur liebe Gesichter und kampsbereite Gegner nicht wiederfieht, und auch 
bas letztere würde sedenfalls diesem kühnen Staatsmann und rltterlichen 
Herrn sehr schmerzlich sein (Heiterkeit) — nein, er würde, glaube ich — 
um mit einem Gymnasial-Professor zu reden — wahrscheinlich sehr viele 
sehen, dir gar nicht da sind. (Große Heiterkeit.) Meine Herren, zu dieser 
Bermuthung giebt mir wenigstens die Ersahrung des Prenhischen Herrenhaufes 
alle Veranlessung. (Sehr gut!) Es ist une nun eingewendet worden — 
und der Herr Präsident der Bundescommissare hat es auf das Kategorischste 
ausgesprochen — daß das Hereinbriugen von Tagegeldern für die Abgeord- 
neten bei den Regierungen auf große Schwierigkeiten stoßen wird. Ja, es 
ist in diesen Tagen schon vlel davon gesprochen worden, — und ich will 
be anicht wlederholen — ob unsere Stellung das vertrügt, auf solche Aeuße- 
rungen ein besonderes Gewicht zu legen. Aber, meine Herren, ich erinnere 
Sie an einen Vorgang von gestern. Es hat uns im Anfange der Ha#r 
Präsident der Bundescommissarien wiederholt erklärt, daß es der ernste Wille 
der Königlich Preußischen Regierung und der übrigen verbündeten Regierungen 
sei, am dem vorgelegten Berfassungsentwurs so wenig wie möglich ändern zu 
lassen, wo es auf ein Princip hinausgeht. Nun, meine Herren, gestern 
wurde eine Frage von großem Principe augeregt, welche eine 
schneidende Abänderung des vorgelegten Entwurfes in sich saßte, 
und für diese Abänderung hat der Herr Präsident der Bundes- 
commissare, es hat der Königlich Preußische Herr Kriegsminister 
und es hat auch der Großherzoglich Sachsen-Weimar-Eisenach'sche 
Herr Bundeseommissar dafür gestimmt. (Hört! hortI) Meine Her- 
ren, ans diesem Vorgange kann ich wenigstens entnehmen, daß die Ver- 
sicherung, die der Herr Präsident der Bundescommissare uns 
heute gab, noch nicht von dieser Wucht ist, als sie vielleicht Bie- 
len von Ihnen erscheinen mag. Meine Herren, ich kann mir über- 
haupt nicht denken, daß die verbündeten Regierungen an dieser Frage den 
genzen Versassungeentwurf scheitern lassen wollten. E ist ja keine Frage, 
#e aus die ebgeschlossenen Verträge ganz besonderen Einfluß übt, es ist keine 
Frase über die Vertheilung etwa der Macht an das Bundespräsldium, den 
Bundesrath und an den Reichstag, sie bildet eine so zu sagen innere Frage 
des Reichstages, und wenn an dieser Frage von Seiten der Regierung der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.