Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band II (2)

184 Zoll- und Handelswesen. 
daß es möglich wäre, jenen Handel durch das Eutrepotsystem zu conserwiren. 
Ich halte dies aber für unmöglich. Man kann wohl Entrepots errichten 
für große Massenproducte, wie sie eben aus transaklantischen Häsen nach 
Hamburg und Bremen kommen, aber unmöglich Entrepots grlinden für den 
Kleinhandel, für kleinere Verhalknisse. Freilich gehen die Freunde des Frei- 
hasens so weit, daß sie glauben, das Entrepotsystem könne so weit ausge- 
dehnt werden, daß Jeder in seiner Geschäftelocalität dessen ungeachtet Handel 
treiben könnte, was aber meiner Meinung nach ein unmögliches Begehren 
ist, weil dabel die Controlmaßregeln unausführbar sind. Nun ferner, meine 
Herren, die Fabrication in Hamburg und Bremen, die große Industrie ist 
dadurch gehemmt worden, daß jene Städte außerhalb des Zollverrins gelegen 
haben. Man sagt allerdings — und man hat auch Berechnungen darüber 
ausgestellt, statistische Mittheilungen gemacht, — daß in Hamburg im Durch- 
schnitt der letzten zehn Jahre 25 Millionen Mark Banco Werth exportirt 
worden sind. Es sind aber keine eigentliche Judustrieproducte gewesen, son. 
dern nur Sachen, wie z. B. Mehl, Schiffsbrod, geräuchertes Fleisch, Malz, 
Talg, genug Sachen, zu deren Herstellung nur rohe Arbeit gehört, und man 
hat berechnet, daß an eigentlichen Industrieer zeugnissen nur 6 Millionen 
Mark Vanco exportirt worden sind. Ich habe bereits gesagt, daß die großen 
Kaufleute, welche in Hamburg und Bremen den internationalen Haudel ver- 
mitteln, — Llibeck kommt dabei nicht in Betracht und ich weiß nicht was 
überall Lübeck bewegen kann, die Freihaudelsqualität zu conserviren — es 
hauptsächlich sind, welche die Freihafengerechtigkeit behalten wollen. Es läßt 
sich nun allerdings nicht leugnen, daß für den internationalen Zwischenhandel 
dies von Wichtigkeit ist, und daß die Vortheile sehr groß sind, die dadurch 
diesen Großhändlern conservirt werden. Einmal macht es weniger Kosten, 
wenn sie anstatt in einem Entrepot in ihren eigenen Localitäten die Sachen 
haben, und dann können sie in denselben bequemer Manipulationen mit den 
Waaren machen. Daß solche Manipulationen gemacht werden, ist bekannt, 
namentlich in Bezug aus Kaffee. Den Russen und Schweden z. B. wird 
der Kassee mund , augen und ganmengerecht gemacht. Der Kaffee wird 
dort noch extra bereitet, und da ist es natürlich viel bequemer, wenn die 
Großhändler das in ihren eigenen Localitäten machen können, als wenn sie 
es in Entrepots machen sollen. Nun, meine Herren, ist serner zu beachten, 
daß nicht bloß London, worauf der Vorredner recurrirt hat, sondern daß die 
Englischen, Französischen, Holländischen und Belgischen Seeplätze, welche nicht 
geringere zwischenhändlerische Interessen zu wahren haben, als Hamburg und 
Bremen, keine Freihäfen sind, sondern das Entrepotsystem haben. Warum 
sollten nun Hamburg und Bremen nicht mit diesen concurriren können? 
Mag sagte immer, sie würden ruinirt, wenn ihnen nicht die Freihafenqualitä# 
conseroirt würde. Warum sollte dies aber nicht möglich sein, da alle übri! 
gen nicht bevorzugt sind, daß auch sie ohne ein solches Privilegium bestehen? 
Dann hat man ja die Ersahrung mit den Freihäsen gemacht. Man hat in
	        
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