Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band II (2)

186 Zoll. und Handelswesen. 
daß eben der Export in hohem Grade davon abhängig ist, wie große Lager 
vorhanden sud. Je größere Auswahl in den Hansestädten ist, je mehr dort 
Waaren zusammengehäuft sind, um so mehr wird davon die Folge die sein, 
daß auch der Export in hohem Grade zunimmt. Sie werden nun zugeben, 
daß eben die Deutschen Industrie- Interessen dadurch in hohem Grade ge- 
schädigt werden, daß Hamburg herabsinkt und der Export von dort aus sich 
vermindert. Deswegen glaube ich, meine Herren, daß die Einräumung der 
Freihafenstellung an die Seestädte dem Gesammtinteresse des Zollvereins wider- 
spricht, und ich bin aus diesem Grunde für die Streichung des Artikel 31. 
Dagegen, meine Herren, bin ich dafür, daß den Hausestädten interimistisch, 
etwa auf 3 Jahre, die jetzige Stellung bewahrt bliebe, um sich auf den Ein- 
tritt in den Zollverein vorbereiten zu können. Es läßt sich nicht leugnen, 
daß, wenn das Entrepotsystem dort eingeführt wird, große Bauten u. s. w. 
erforderlich sind und daß eben nothwendig ist, ihnen einen bestimmten Zeit- 
raum zu bewilligen, binnen welchem sic die Freiheit haben, sich auf den Ein- 
tritt vorzubereiten. Auf alle Fälle aber glaube ich, daß der Artikel 31 überall 
nicht in die Verfassung gehört. Ich denke, die weiteren Verhältnisse mü 
den Hansestädten könnte man der späteren Vereinbarung überlassen. Ich bin 
nämlich der Ansicht, dab ein solcher Paragraph, der von vorn herein das 
Zollvereinsgebiet zerreißt, nicht in die Verfassung gehört, und daß diejenigen 
Herren, welche diesen Verfassungsentwurf gemacht haben, überall von der 
Voraussetzung ausgegangen sind, daß es sich nur um ein Interimisticum 
handelt und daß die Hansestädte binnen Kurzem doch gezwungen sein wür- 
den, sich dem großen Ganzen anzuschließen. Daher meine ich, können wir 
hier den Artikel 31 ruhig streichen, und ich empfehle dieses zur Annahme. 
Slomann (Hamburg).") Meine Herren! Indem ich als Abgeordneter 
für Hamburg das Wort ergreife, bin ich mir nur zu wohl bewußt, daß 
ich mit elnem gewissen Vorurtheil oder, lossen Sie mich lieber sagen, 
mit der vorgefaßten Ansicht zu kämpfen habe, daß ich nur für 
meinen Kirchthurm rede. Aber, meine Herren, das ist nicht der 
Fall. Im Gegentheil, ich befinde mich in der angenehmen Lage, 
Sie bitten zu können, das Interesse der Hansestädte zwar nicht 
aus den Augen zu verlieren, aber sich hauptsächlich zu fragen, 
ob zur gedeihlichen Entwickelung des Handels, der Industrie 
und der materiellen Interessen Deutschlands es nicht erfor- 
derlich ist, daß die Hansestädte ihre Freihafenstellung behalten. 
Meine Herren, ich bin Uberzeugt, wenn Sie diese Frage ohne Vor- 
urtheile, ohne vorgefaßte Ansichten und namentlich ohne vor- 
gefabte unbestimmte Gefühle beurtheilen, Sie mit mir Überein- 
stimmen werden. Zuvörderst bitte ich Sie aber nicht zu vergessen, daß 
) Si. Ver. S. 406.
	        
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