188 Zoll- und Handelswesen.
Statt dessen hat sich nicht eine einzige Stimme dagegen erhoben; im Gegen-
theil, ein jeder größere Hafen kann mit großer Lelchtigkeit sich diese Privi-
legien erwerben. Ich könnte aber auch den Nutzen dieser Einrichtungen auf
andere Weise nachweisen. Es wird doch gewiß einem Jeden einleuchten, daß
es für den Consumenten und für den Producenten eines jeden Landes, sie
mögen Fabrikauten, Landwirthe oder Handwerker sein, von der größten Noth--
wendigkeit oder jedenfalls ein großes Bedürfniß ist, in möglichster Nähe den
bestassortirten, bestoerfehenen und eben seiner Nähe wegen billlgsten Markt
zu haben für diejenigen Artikel, welche sie zu consumiren haben oder deren
sie zur Anfertigung ihrer Erzeugnisse benöthigt sind; es wird doch ferner
elnleuchten, daß derjenige Markt, der den größten Umkreis in dieser Weise
zu versehen hat, diese Bedingungen am besten wird erfüllen können; folglich
kann das Binnenland dabei nur gewinnen, wenn seine Häfen nicht nur auf
das Binnenland angewiesen sind, sondern, wenn es möglich wäre, die ganze
Welt oder doch so viel sie deren erreichen können, mit ihren Producten ver-
sehen; mit einem Worte, meine Herren, unbedingt werden doch 20 Millionen
Menschen — um eine Zahl zu nennen — besser dort kaufen können, wo
sich Vorräthe für 40 oder 50 Millionen anhäufen, als wenn sich die Vor-
räthe nur auf die Bedlrfnisse der 20 Millionen reducirt hätten. In dem
Maß: also, wie wir gezwungen sind, viel zu importiren, um diese große
Kundschaft, wenn ich es fo nennen darf, zu befriedigen, in demselben Maße
sind wir auch wieder gezwungen zu exportiren, denu, meine Herren, ohne zu
exportiren können wir nicht importiren, wir müssen doch etwas im Austausch
hergehen, da Sie sehr gut wissen, daß man mit baarem Gelde seinen Im-
port nicht bezahlen kann. Wir sind also gezwungen, in demselben Verhält-
nisse zu exportiren, wie wir importiren, um je mehr wir zu importiren
haben, desto mehr müssen wir exportiren. Bei solchem Export liegt es na-
tlrlich auf der flachen Hand, daß wir vorzugsweise auf die Erzeugnisse
Deutschlands angewiesen sind, daß wir auch darauf angewiesen sind, für diese
Erzeugnisse alle nur möglichen neuen Absatzquellen aufzufinden, und so hat
es sich denn als eine nokhwendige Folge herausgestellt, daß auf allen Plätzen
in allen Zonen der Welt sich hanseatische Etablissements gebildet haben, gerade
umihren Absatz zu finden. An allen diesen Plätzen werden Sie Deutsche
Waaren, werden Sie Deutsche Schiffe, werden Sie Deutsche mercanti-
lische Intelligenz vertreten finden, und ich glaube, dieser Ruhm kommt wohl
den hanseatischen Städten zu Gute. Wir könnten aber diese Geschäfte gar
nicht treiben ohne unsere Freihafenstellung, und wenn ich die Aufmerksamkeit
des hohen Hauses noch ein wenig in Anspruch nehmen dürfte, so wülrde ich
mir erlauben, Ihnen einige Beispiele aus dem practischen Mechanismus des
Handels vorzuführen. Ein Haus hat z. B. eln Etablissement an der Mexi-
kanischen Küste, so wird es je nach dem Bedürfniß des Landes alljährlich
zwei, drei oder vier große Aussendungen zu machen haben. Es wird diese
Aussendungen jetzt von Hamburg aus machen, aber, weil die Bedürfnisse