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seines Etablissements nach den Ersordernissen des Landes sich nicht ganz und
gar nur nach Deutschen Erzeugnissen erstrecken, so sieht es sich natürlich ge-
wungen, die Erzeugnisse anderer Länder mit beizuladen. Diese können wir
aber nur durch unsere Freihafenstellung in Hamburg anschafsen. Könnten
wir sie nicht in Hamburg bekommen, so würden wir die Expeditionen über-
haupt nicht machen können; deun Sie werden sehr gut begreifen können,
meine Herren, ein Schiff mit einer Halbladung läßt sich nicht expediren.
Wir würden also gezwungen sein, unsere Expeditionen vielleicht von England
z machen und die Deutschen Producte, die wir mitschicken wollen, würden
wir nach England schicken müssen, um sie dort beizuladen, während wir jetzt
das Schiff in Hamburg beladen können, hauptsächlich natlrlich mit Deut-
schen Erzeuguissen, wie das aus der Natur der Sache entspringt, und die
Producte, die wir von anderen Ländern hinzugebrauchen, lassen wir von
diesen Ländern zu uns kommen. Dieses würde gar nicht durchgeführt wer-
den können, wenn wir nicht die Freihafenstellung hätten. — Ich könnte
Ihnen ein anderes Beispiel vorführen. Die große Russisch-Amerikanische
Compagnie, die ihren Sitz in Petersburg hat, hat ihre Niederlassungen in
Kamschatka, Sitka, Kodiak auf den Aleutischen Inseln mit allen Bedürsnissen
des Lebens zu versorgen. Es scheint, daß dort nichts erzeugt wird: Das
Brot, was dort gegessen wird, wird in Petersburg gebacken, oder jedenfalls
das Getreide, was dort verzehrt wird, wächst in Rußland; alle anderen Be-
dürfnisse werden aus Europa hinübergeschafft. Bis vor einigen Jahren noch
wurden dliese grohen Exportexpeditionen von London ganz und gar beschafft.
Ein Tractat existirte mit der Hudson-Bay-Compagnie, wonach die Russische
Compagnie verpflichtet war, ihre Ausrüstungen dort zu betreiben. Da haben
sich Hamburger Kaufleute mit der Compagnie in Verbindung gesetzt, und
die Folge davon ist, daß jetzt alljährlich, je nach den Bedlirfnissen, mehrere
höchst werthvolle Ladungen von Hamburg nach Kamschatla und den Aleu-
tischen Inseln hinausgesandt werden. Nun kommt aber die weitere Folge
für die Deutsche Industrie. Während zu der Zeit, als die Schiffe von
London weggingen, vlelleicht fast gar keine Deutschen Producte mitgesandt
wurden — denn das lag in der Natur der Sache — werden jetzt die Schiffe
unbedingt mit mehr als einer halben Ladung Deutscher Producte weggesandt;
und das würde wiederum nicht staktfinden können, wenn sich nicht die Com-
pagnie in Hamburg mit allen Producten der Welt, als wenn es an den ver-
schiedenen Plätzen selbst wäre, versorgen könnte. Die Folge würde also die
sein, wenn wir die Freihafenstellung nicht hütten, so würden die Expeditionen
von Hamburg nicht stattfinden, und nur ein kümmerlicher Antheil würde
vielleicht von Hamburg nach jenem Hafen zur Einladung gesendet werden,
von welchem die Expeditlon abginge. Ich würde noch ein anderes Beispiel
nennen können, meine Herren, wenn ich Sie nicht zu sehr ermüde. Wir
haben zum Beispiel von Hamburg nach Norwegen und Schweden vier Dampf-
schifffahrtsverbindungen. Diese Schiffe machen anscheinend ein ganz gutes