Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band II (2)

Artilel 34. Slomann. 189 
seines Etablissements nach den Ersordernissen des Landes sich nicht ganz und 
gar nur nach Deutschen Erzeugnissen erstrecken, so sieht es sich natürlich ge- 
wungen, die Erzeugnisse anderer Länder mit beizuladen. Diese können wir 
aber nur durch unsere Freihafenstellung in Hamburg anschafsen. Könnten 
wir sie nicht in Hamburg bekommen, so würden wir die Expeditionen über- 
haupt nicht machen können; deun Sie werden sehr gut begreifen können, 
meine Herren, ein Schiff mit einer Halbladung läßt sich nicht expediren. 
Wir würden also gezwungen sein, unsere Expeditionen vielleicht von England 
z machen und die Deutschen Producte, die wir mitschicken wollen, würden 
wir nach England schicken müssen, um sie dort beizuladen, während wir jetzt 
das Schiff in Hamburg beladen können, hauptsächlich natlrlich mit Deut- 
schen Erzeuguissen, wie das aus der Natur der Sache entspringt, und die 
Producte, die wir von anderen Ländern hinzugebrauchen, lassen wir von 
diesen Ländern zu uns kommen. Dieses würde gar nicht durchgeführt wer- 
den können, wenn wir nicht die Freihafenstellung hätten. — Ich könnte 
Ihnen ein anderes Beispiel vorführen. Die große Russisch-Amerikanische 
Compagnie, die ihren Sitz in Petersburg hat, hat ihre Niederlassungen in 
Kamschatka, Sitka, Kodiak auf den Aleutischen Inseln mit allen Bedürsnissen 
des Lebens zu versorgen. Es scheint, daß dort nichts erzeugt wird: Das 
Brot, was dort gegessen wird, wird in Petersburg gebacken, oder jedenfalls 
das Getreide, was dort verzehrt wird, wächst in Rußland; alle anderen Be- 
dürfnisse werden aus Europa hinübergeschafft. Bis vor einigen Jahren noch 
wurden dliese grohen Exportexpeditionen von London ganz und gar beschafft. 
Ein Tractat existirte mit der Hudson-Bay-Compagnie, wonach die Russische 
Compagnie verpflichtet war, ihre Ausrüstungen dort zu betreiben. Da haben 
sich Hamburger Kaufleute mit der Compagnie in Verbindung gesetzt, und 
die Folge davon ist, daß jetzt alljährlich, je nach den Bedlirfnissen, mehrere 
höchst werthvolle Ladungen von Hamburg nach Kamschatla und den Aleu- 
tischen Inseln hinausgesandt werden. Nun kommt aber die weitere Folge 
für die Deutsche Industrie. Während zu der Zeit, als die Schiffe von 
London weggingen, vlelleicht fast gar keine Deutschen Producte mitgesandt 
wurden — denn das lag in der Natur der Sache — werden jetzt die Schiffe 
unbedingt mit mehr als einer halben Ladung Deutscher Producte weggesandt; 
und das würde wiederum nicht staktfinden können, wenn sich nicht die Com- 
pagnie in Hamburg mit allen Producten der Welt, als wenn es an den ver- 
schiedenen Plätzen selbst wäre, versorgen könnte. Die Folge würde also die 
sein, wenn wir die Freihafenstellung nicht hütten, so würden die Expeditionen 
von Hamburg nicht stattfinden, und nur ein kümmerlicher Antheil würde 
vielleicht von Hamburg nach jenem Hafen zur Einladung gesendet werden, 
von welchem die Expeditlon abginge. Ich würde noch ein anderes Beispiel 
nennen können, meine Herren, wenn ich Sie nicht zu sehr ermüde. Wir 
haben zum Beispiel von Hamburg nach Norwegen und Schweden vier Dampf- 
schifffahrtsverbindungen. Diese Schiffe machen anscheinend ein ganz gutes
	        
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