190 Zoll- und Haudelswesen.
Geschäft, sie fahren immer mit vollen Ladungen von Hamburg weg, aber
die Ladungen bestehen nicht ganz und gar aus Deutschen Producten. Sie
werden vielleicht uns Hamburgern einen Vorwurf daraus machen, daß wir
so wenig patriotisch sind, nicht dafür zu sorgen, daß nur Deutsche Exzeug-
nisse mügehen. Aber Sie müssen verstehen, meine Herren, wür können nicht
dafür sorgen, daß die Norweger und Schweden nur Geschmack haben für
Deutsche Producte, wir müssen finden, was sie haben wollen, und irgend
ein Beschluß in diesem Hause würde an diesem Geschmack auch gar nichts
äuderu. (Heiterkeit.) Also die Norweger und Schweden kommen herllber
nach Hamburg, fie finden dort Gelegenheit, die Producte aller Welt zu kau-
fen. Die Folge aber ist wieder, daß sie natürlich vorzugsweise Deutsche
Producte lausen, daß die Dampfschiffe, die regelmäßig Jahr aus Jahr ein
fahren, in großer Masse mit Deutschen Producten beladen werden, und wenn
wir sie nicht ausfüllen könnten mit den Producten anderer Länder, so wür-
den die Dampfsschiffslinien nicht bestehen können, die Dampfschiffe würden
nicht fahren können, und ich möchte sehen, wie die Deutscheu Producte ihren
Weg nach Norwegen finden können; sie würden ihn auf einem Umwege fin-
deu müssen und der Deutschen Industrie fiele das wiederum zur Last. Meine
Herren, ich könnte ihnen in dieser Weise so viele Beispiele vortragen, daß
wir die Sitzung bis morgen früh auszudehnen hätten. Ich habe mir nur
erlaubt, Ihnen einige Beispiele auszufhren. Wer nicht den Mechaniemus
des Handels genau kennt, kann kein Urtheil so haben, wie die, welche sich
täglich darin befinden. Ich wiederhole: Deutsche Industrie und Handel
wülrden verlieren, wenn Sie uns die Freihafenstellung nehmen.— Meine Herren,
nun erlauben Sie, daß ich noch ein paar persönliche Worte hinzusüge. Wir
find hierher gekommen mit der festen Absicht, uns dem Deutschen Bunde
anzuschließen, und es kann wohl ein etwas bitteres Gefühl erregen, wenn
man so häufig auf Ansichten stößt, die dieses Gefühl wirklich beeinträchtigen.
Zum Bunde gehören zwei! Wenn wir hierher kommeu, um uns mit Ihnen
zu verbinden, so hoffe ich auch, daß Sie Rücksicht nehmen auf unsere und
die allgemeinen Interessen. Ich weiß es sehr wohl, zu dem Bunde können
wir solche glorreichen Thaten nicht bringen, wie Ihre Geschichte sie aufzu-
weisen hat bis Königgrätz herab. Ich bitte aber zu bedenken, daß in der
Culturgeschichte der Völker der Handel auch eine Rolle spielt. (Ruf: Ja-
wohl!) Ich meine nicht denjenigen Handel, den ich im Inlande so häufig
zum großen Bedauern als solchen bezeichnet höre; ich meine den Welthandel,
wie sie ihn aus der Geschichte der Venetianer, Genueser und der Fugger
kennen gelernt haben, obgleich das doch nur Kinderspiel gegen die Gegenwart
war. Meine Herren, iu diesem Handel haben die Hansestädte eine ganz
ehrenwerthe Stellung eingenommen und ich sollte meinen, daß ein Deutscher
Bund, worin sich die größten Handelsstädte befinden, — und ich sage es
mit Stolz, Hamburg ist dir dritte Handelsstadt Europas, und Bremen steht
hr wlurdig zur Seite (Bravol) — ganz anders constituirt sein würde, als