Artikel 20. 21. Friedenthal. 11
Häufern bauen, sondern ich betrachte es als eine Umfriedigung, eine sichere
Umfriedig ung, mit welcher wir diese Particularsschbpfungen
umgeben. Ich gehe von demselben Grundsatze aus, wie der verehrte Ab-
geordnete für Elberfeld, wenn ich aunehme, daß die Gesammtheit unseres jetzt
zu schaffenden und des beftehenden Particularstaatsrechts es ist, welche den
Inhalt des Staatslebens in Deutschland ausmacht und noch eine lange Zeit
ausmachen wird. In diefer Beziehung halte ich es für eine nokhwendige
Aufgabe — und ich glaube, gerade von liberaler Seite ift vielfach das Haupt-
gewicht darauf gelegt worden — die Competenz der Landesvertretung, der
Reichsvertretung, der Bundesvertretung fo sich gegenber zu stellen, daß diefe
Factoren neben einander existiren können. Gestatten Sie mir, ohne den
Vertretungen der kleineren Staaten nahe zu treten, daß ich als Repräsen-
tanten der Particularvertretungen die Preußische Landesvertretung
annehme, die ja doch schon durch ihre Größe und fonstige Wichtigkeit wohl
gerignet ist, diese typische Bedentung für sich in Anspruch zu nehmen. Ich,
meine Herren, kann es mir politisch überhaupt nicht vorstellen, wie man
einer aus dem allgemeinen Wahlrecht hervorgehenden Reichsvertretung, aus
einem Haufe bestehend, die also die allergrößte Actionsfähigkeit
besitzt, um Wesentlichen ganz diefelbe exten five Competenz auf
allen Geblseten des Staatslebens einräumen will, als einer
Landesvertretung wie die Preußische, dic nebenher fortbestehen soll,
aus anderen Factoren zusammengesetzt, aus anderem Wahlgesetze heroorgehend.
Demn hätten wir die Amendements, die uns in diefer Beziehung gebracht
worden sind, angenommen, so wäre es mit Ausnahme weniger Gegenstände
des Staatslebens ziemlich auf dieselbe Competenz hinausgekommen.
Meine Herren, lch kann mir das nicht denken, denn solche Factoren müssen
sich nothwendig kreuzen, sie können nicht parallel nebeneinandergehen,
weil sie denselben Inhalt haben, sie mi#lssen sich kreuzen und in diesem
Kreuzungspunkte kaun nur zweierlei eintreten: entweder halten sie sich
gegenseltig in Schach oder wie bei zwei Flüffen, die in einander mün-
den: der eine geht in den andern auf; der stärkere ver schlingt den schwächern.
Diefen Zustand möchte ich und wollte ich durch den Verfassungsenkwurf,
den wir eben vor uns haben, nicht herbeigeföhrt haben. Ich halte die
Aufgabe, die die Particularvertretungen für Deutschlaud zu erfüllen
haben, durchaus noch nicht für abgeschlofsen, und es war mir des-
halb gerade im Interesse der freiheltlichen Entwickelung diefer
Staaten unmöglich, einem durch feine Entstehung und durch feine ganze
Zufammensetzung in der Action viel stärkeren Factor dieselbe
Competenz einzuräumen. Ich könnte das aber endlich aus einem drit-
ten Grunde nicht, aus dem Grunde, der — und ich glaube bei der Sache
zu bleiben — ebenfalls aus Ariikel 21 hervorgeht, daß unsere Bundesver-
tretung nur in Einem Haufe bestehen foll. Melne Herren, ich betrachte
nach meinen Anschauungen die Regierungen nicht als etwas außerhalb