Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band II (2)

Artilel 41 - 47. Michaelis. 209 
gegeben, weil es in der That kelne ist. Der Ausdruck „unmittel- 
bare Transportkosten“ ist ein sehr unbestimmter Begriff; die 
Transportkosten selbst lassen sich nicht bestimmt und fest berechnen: es ist 
das ein Problem, an welchem man schon sehr lange arbeitet, welches aber 
nicht gelöst werden wird. Wir haben daher geglaubt, daß man das beste 
Maaß aus der Erfahrung nimmt, welche die betreffenden Eisenbahnen mit 
ihren bisherigen Sätzen gemacht haben. Nun haben die meisten Eisenbahnen 
bereits jetzt als niedrigsten Tarifsatz für Rohproducte den Einpfennig- 
Tarif, und namentlich gerade diejenigen, welche dem großen Verkehr dienen, an 
welche hier Überhaupt nur gedacht wird. Einige sind noch im Rückstande 
und haben einen Tarif von einem viertel oder halben Pfennig mehr, aber 
darin, glaube ich, können wir der Entwickelung unseres Eisenbahnwesens wohl 
vertrauen, daß der Einpfennig Tarif in nicht zu ferner Zukunft auf allen 
Bahnen, die dem großen Verkehr dienen, für Rohproducte angewendet sein 
wird. Dieser würde daun factisch die Miniminalgrenze des den Eisenbahn- 
verwaltungen für Nothstände aufzuerlegenden Zwangstarifes sein. Melne 
Herren, dies sind die Anträge, welche meine Freunde und ich uns 
vereinigt haben, Ihnen vorzulegen. Ich habe in der allgemeinen 
Debette hier das Wort ergriffen, weil dieselben in einem gewissen Zusammen- 
hange unter einander stehen, und sich nur in diesem Zusammenhange motiviren 
lassen. Die Frage, um welche es sich hier handelt, ist durchaus nicht gleich- 
gültig; ee ist allerdings leicht, den schweren Arm des Staates in Anspruch 
zu nehmen, um die Befriedigung von Wunschen aller Art, wie sie täglich 
gestellt werden, täglich recht wohl motivirt werden konnen, aber vielfach bei 
der Mangelhaftigkeit aller menschlichen Dinge unbekriedigt bleiben müssen, zu 
erzwingen. Es ist leicht, den bestehenden Eisenbahnen gegenüber an allen 
möglichen Zwang zu denken; wir haben aber nicht nur die Gegenwart ins 
Auge zu fassen, wir haben die Zukunft sicher zu stellen, und die Zukunft 
des Verkehrs beruht nicht auf dem Zwange, den wir den Bahnen, die ein- 
mal bestehen, auferlegen; sie beruht darauf, daß das Vertrauen des Capitals 
und des Unternehmungsgeistes auf unsere öffeutlichen Verhältnisse, auf die 
Sicherheit, welche das in Eisenbahnen angelegte Capital findet, uns rasch ein 
weiter und weiter ausgebildetes Eisenbahnnetz schaffe. Mit der weiteren Ent- 
wickelung des Eisenbahnnetzes steigt die Concurrenz zwischen den Eisenbahnen, 
steigt die gleichmäßige Verthellung der Production und des Wohlstandes über 
das ganze Land, steigt die Wohlfeilheit der Tarife auf allen Bahnen und 
steigt der Eifer der Eisenbahnverwaltungen, die berechtigten Wünsche des 
Hubllcums zu befriedigen. Geben Sie dem Eisenbahnwesen die mögliche 
Freiheit meine Herren: damit werden Sie alle Wünsche, die an das Eisen- 
bohnwesen gestellt werden, am besten fördern! 
  
Raittriallas. U. 14
	        
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