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würden, und Privat -Teleg raphen zuzulassen, das würde die Sache
in eine Verwlrrung bringen, die jeden Fortschritt hemmt. Es kommt
dazu, dah die Wifsenschaft der Telegraphie, ungeachtet der ungeheuren
Fortschritte, die sie in den letzten Jahren gemacht hat, mit ihren Erfindun-
cgen und Verbesserungen noch lange nicht am Ende ist, meine Herren!
Wir hoben Anfangs operirt mit dem sehr mangelhaften Zeiger-Telegraphen;
nach einigen Jahren wurde er abgeschafft und der Morfe'sche Telegraph ein-
geführt, der jetzt ziemlich allgemein in Deutschland iu Gebrauch gekommen
ist. Kaum war der Morse'sche Telegraph zur allgemelnen Anwendung ge-
langt, so wurde der Typenapparat erfunden, welcher die Dinge sehr abkürgt
und nut demselben Drahte das Doppelte und Dreisache, selbst das Viersache
von dem zu leisten vermag, was bisher mit dem Morfe'schen Telegraphen
geleistet worden ist. Und die Masse der Depeschen ist eine so große, daß
es gerade darauf aukommt, mit demselben Drahte in derselben Zeit weit
mehr leisten zu können, als nach dem Standpunkte der damaligen Erfindun-
gen möglich wor. Kaum war der Typenapparat in Gang gekommen und
auf den Hauptstationen, namentlich in der Hauptstadt, angewendet, so kam
die Amerikonische Erfindung, die wir jetzt auf den Hauptrouten elugeführt
haben, sogar auch zur Verbindung mit dem Auslande, beispielsweise zwischen
hier und Paris. Dieser Apparat telegraphirt nicht bloh Punkte und Striche,
— die für ihn erfundenen 66 Zeichen, — welche der andere Telegraphist
kennt und wieder in Worte übersetzt, sondern dieser neueste Apparat pro-
ducirt die ausgegebene Depesche sosort in gedruckten Worten. Zum Bei-
spiel bei Depeschen zwischen hier und Paris erscheint in demselben Momente
in Parie und hier die ausgegebene Depesche gedruckt ohne Uebertragung direct
aus der Maschine. Bei so enormen Fortschritten, meine Herren, ist es un-
möglich, die Dinge jetzt schon sich felbst zu überlassen; vielmehr muß man
alles Mögliche anwenden, um die Dinge durch Ersahrungen im Großen und
Ganzen weiter zu führen. Ein anderer Umstand ist der: Wir sind in der
lebhaftesten Verhandlung begrissen, um die Correspondenz zwi-
schen London und Indien durch Deutschland, Rußland und
Perslen zu führen (Hört!) — weil in Persien die betreffenden Telegra-
phen in der Hand elner Englischen Gesellschaft sind, die die Leute bezahlt
und auf Ordnung hält. Ein Gleiches ist von der Türkei nicht zu rühmen.
Soll das erreicht werden, was ein ganz ungeheurer Fortschritt für den Welt-
handel, kann ich sagen, wäre, so muß die Sache aus einer Hand behandelt
werden können. Es muß also der betreffende Bundeminister zu ver-
handeln haben, im vorliegenden Falle nur mit Rußland und England. Dann
konn die Sache fertig werden. Sollten dazwischen Privatlinken liegen und
andere Verhältnisse sich einmischen, so wäre es unmbglich, dergleichen Dinge
zu Stande zu bringen. Ich muß aue allen diesen Gründen dringend bitten,
das Amendement unter Nr. 67 der Orucksachen abzulehnen.