Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band II (2)

234 Marine und Schifffahrt. Consulatwesen. 
würdigen und stets bereit sein, die Mittel zu bewilligen, welche nothwendig 
sind, das Ziel zu erreichen, damit nicht, wie jetzt, bei jeder politischen Wolke, 
welche am Horizonk ist, der Deutsche Seemann auf das Meer gehen muß 
unter der Furcht, in Gefangenschaft zu gerathen, damit wir eine Marine 
erhalten, welche der Machtstellung Deutschlands in jeder Bezlehung würdig 
ist. (Sehr gut!) Es bleibt mir noch eine kurze Bemerkung in Betreff des 
Artikel 54 Ubrig. Ich habe mit Freuden die Feststellung einer Deutschen 
Flagge begrüßt. Die Inconvenienzen, welche mit dem Uebergange verbunden 
sind, werden sich tragen und beseitigen lossen. Allerdings will ich nicht leug- 
nen, daß das Alinea 3 mir einige Sorgen macht, ob auch wohl in der That 
der Bund alle die Bestimmungen so treffen wird, wie es im Interesse der 
Schifffahrt, im Interesse aller dieser Einrichtungen zweckmähig und noth- 
wendig ist. Giuge ich mit Mißtrauen an die Bestimmungen dieses Artikels, 
so würde ich vielleicht Bedenken haben und würde Abänderungsvorschläge 
machen. Dieses ist allerdings bei manchen Artikeln dleser Verfassung der 
Fall; aber, meine Herren, ich gehe mit vollem Vertrauen in die Zukunft! 
(Bravol) Ich will gar nichts an diesem Artikel verändern, obgleich ich 
Ihnen eine ganze Menge Bedenken dagegen geltend machen könnte. (Wieder- 
holtes Bravol) Ich vertraue, daß wir in Zulunft nur das allgemeine 
Interesse und das wohlverstandene Interesse fördern werden, sowohl von 
Seiten der Hohen Bundesregierungen als von Seiten des Reichstags. (Leb- 
haftes Bravol) 
de (hapeanronge (Hamburg).“) Meine Herren, ich halte mich für 
verpflichtet, von dieser Stelle aus einmal der landläufigen Redensart gegen- 
über zu treten, daß der Deutsche Kaufmann und der Deutsche Handel 
im Auslande eine verachtete Stellung einnehmen, und dringend des 
Schutzes einer Marine bedürfen. Ich bin mir vollkommen bewußt, daß die 
Aeußerungen, die ich zu machen haben werde, vielleicht nicht populär sein 
werden; sie sind aber nicht minder wahr, und ich kann mich dabei auf eine 
sechsjährige Ersaohrung in traneatlantischen Ländern stützen. Meine Herren, 
wohin ich gekommen bin, habe ich das grade Gegentheil gefun- 
den; überall fand ich den Deutschen Kaufmann in der geachtetsten 
Stellung. Nur ein Beispiel will ich anführen. In diesem Augenblicke 
ist der Präsident der Handelskammer von Calcutta, der dritten Haudelsstadt 
der Welt, ein Deutscher, Namens Schiller aus Breslau. Ee ist diese Stellung 
der Deutschen im Auslande auch eine vollkommen naturgemäße und natür- 
liche. Der Deutsche geht besser gerüstet hinaus, als irgend ein Mitglied 
anderer Nationen, namentlich in sprachlicher Hinsicht; seine Lebensweise ist 
eine rationelle und mäßige. In überserischen Ländern, wo die Dinge noch 
nicht so geordnet sind, wie auf dieser Seite des Oceans, gilt weit mchr als 
% SGt#. Ber. S. 521.
	        
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