Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band II (2)

300 Bundeskriegewesen. 
ein Etat über die Kostenbewilligung dafür und eine gesetzliche Regelung der 
Militoirdienstzeit. Das sind die Hauptgesichtspunkte, die ich in meiner Ab- 
stimmung über die einzelnen Artikel der Bundeskriegsverfassung zu Grunde 
legen werde. 
Vogel von Falckenstein (Königsberg i. Pr.)..) Meine Herren! Ge- 
statten Sie mir, daß ich einige Worte pro domo spreche, well ich und 
meine Collegen, meine Kameraden, die in derselben Lage sind, hierbei beson- 
ders interessirt sind. Sie, meine Herren, verlangen, wenn ein Krieg 
auebricht, dab die Commandirenden ihre Truppen an den Feind 
führen sollen, und Sie erwarten von ihnen den Sieg. Daznu, 
meine Herren, müssen Sie uns die Mittel gewähren, (Sehr richtig!) 
näulich eine Armee, die kriegstüchtig ausgebildet ist. Mit Leuten, die das 
Kriegshandwerk nicht verstehen, kann man auch nichts effectuiren, (Zustim- 
mung) und es ist Ein Grimdsatz, Eine Ansicht bei uns, daß bei der zwei- 
jährigen Dienstzeit wir nicht viel vollziehen werden. Ich glaube, meine 
Herren, wenn es mbglich wäre, daß Sie sich einmal in die Lage eines com- 
mandirenden Generals denken könnten (Heiterkeit), ich würde sosort die all- 
gemeine Ansicht von Ihnen hören: dreijährige Dienstzeit! (Sehr richtig! 
rechts.) Sie wissen nicht, mit welcher Lust man in den Krieg zieht, wie 
Einem der Muth, der Unternehmungsgeist wächst, wie die Stimmung geho- 
ben wird, wenn man weiß, daß man eine Truppe unter sich hat, die kriegs- 
tüchtig ausgebildet ist und auf die man sich verlassen kann. (Lebhaftes Bravo!) 
Ja, meine Herren, man wird selbst zu Abenteuern herangezogen, well man 
weiß, mit solchen Truppen kann man schon ein Abenteuer bestehen. (Bravo! 
und Heiterkeit.) Ich glaube, meine Herren, Sie können und werden auf die 
Dauer nicht der Ansicht sein, uns die Mittel zu einer solchen Armer ver- 
sagen zu wolln. Mögen unsere Ansichten auch vielsach auseinander gehen 
in dieser und jener Hinsicht; in Einer kommen wir Alle zusammen, nämlich, 
weun einmal ein Krieg ausbricht, daß wir das Vaterland gut und tüchtig 
vertheidigt sehen; das wollen Sie und das wollen wir. (Bravol) Nun, 
meine Herren, kommen aber auch noch Specialinteressen dazu von unserer 
Seite und, ich glaube, auch von der Ihrigen. Von unserer Seite will ich 
zuvörderst hinstellen — ich will einmal ganz aufrichtig und ehrlich gegen 
Sie sein, — daß es unes Soldaten, namentlich den Officieren, ein drücken- 
des Gesühl ist, wenn wir von einem Friedensjahr in das andere hinüber- 
gehen und uns sagen müssen: der Staat hat uns besoldek, hat uns erhalten, 
und wir haben doch nichts gethan, als bloß die Truppen, die uns einmal 
anvertraut werden sollen, auszubilden. Meine Herren, Sie wissen gar nicht, 
was es da für eine Freude für einen Officier ist, wenn es heißt: es giebt 
Krieg, es wird mobil gemacht! (Heiterkeit.) Da schlägt Einem das Herz 
% Gt. Per. S. 545.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.