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herbeizuführen wären; es kaun aber niemals dem Landtage einfallen, die
ganze Organisation etwa durch Verweigerung der Mittel in die Luft spren-
gen zu wollen, während andererseits dieses Verweigerungsrecht des ganzen
Budgets allerdings ihm bewahrt werden muß, um andererseits in der Re-
gierung das Gefühl der Verantwortlichkeit wach und rege zu halten, das
Gefühl, daß sie verpflichtet bleibt, auch ihrerseits Dasjenige zu thun, was
nöthig ist, um mit der Vertretung des Volkes zu einer Verständigung zu ge-
longen Meine Herren, in dieser meiner Ansicht, daß es vollkommen mög-
lich fein würde, auf parlamentarischem Wege über alle diese wichtigen Fragen
zu einer Verständigung zu kommen, haben mich die Aeußerungen der ver-
ehrten Abgrordneten, welche zu gleicher Zeit eine so ausgezeichnete und her-
vorragende Stellung in den militairischen Kreisen einnehmen, so daß man
sie wohl als die ersten Autoritäten dieses Faches bezelchnen kann, nicht irre
gemacht, sondern nur bestärkt. Zch habe aus ihren Aeußerungen eben ent-
nommen, daß wir von einer Verständigung, wenn sie, wie ich hoffe, auch
serner ihre Kräfte unseren parlamentarischen Versammlungen widmen wollen,
wahrlich nicht so weit find. Namentlich habe ich aus den Auslassungen des
verehrten Abgeordneten für Memel nicht entnehmen können, daß er beispiels-
weise die zweijährige Dienstzeit für eine Unmöglichkeit erklärt bei der In-
fanterie. Er hat uns die Schwierigkeiten, die sie für gewisse Verhältnisse
herbeiführen würde, allerdings auseinander gesetzt, aber bei so vortrefflichen
Organisationstalenten, wie sie eben diesen Männern zuzuschreiben sind, würde
es gewiß nicht schwer sallen, wenn es uns gelingen sollte, die verehrten
Männer zu Uberzeugen, daß die allgemeinen Staatsverhältnsse allerdings
eine Ersparniß erfordern, eine Organisation zu finden, wodurch dann auch
die Uebelstände der zwellährigen Dienstzeit vom militairischen Standpunkte
aus beseitigt werden könnten. Daß nun aber eine zu starke Belastung in
einer dreijährigen Dienstzeit und in einem Präsenzstande von dreihundert-
tausend Mann, die wir auf zehn Jahre bewilligen sollen, liegen wlirde, möchte
ich mir doch mit ein paar Worten noch auszuführen erlauben. Darin kann
ich z. B. dem verehrten Abgrordneten für Memel nicht beistimmen, daß es
ganz gleichgülilig sein würde, ob dreimalhunderttausend Mann drei Jahre
oder nur zwei Jahre bei den Fahnen sind. Ja, wenn man die Zahlen im
Gamen nimmt, so entgeht natürlich dem Lande dlieselbe Arbeitskrast und die
Kosten bleiben dieselben; so wie man aber die Sache in Bezug auf die In-
dividnen ins Auge faßt, verändert sich dieselbe ganz gewaltig. Es wird hier
Niemand behaupten, daß es für einen jener Männer, die bei uns das Pri-
vilegium der einjährigen Dienstzeit geniehen, volkewirthschaftlich betrachtet gleich
sein würde, ob er eben nur das eine oder drei Jahr dient. Weil dos eben
volkswirthschaftlich nicht gleich ist, darum hat man ja zu diesem Auskunfste-
mittel der einlährigen Dienstzelt gegriffen; und ähnlich liegen gewiß die Ver-
haltnisse bei der großen Masse der zum Dienste Ausgehobenen. Es wird
dort auch eine Masse von Individuen geben, denen es durchaus nicht gleich