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ganz auderer Soldat ist, als derjenige Oesterreichs, der vielleicht einer ganz
barbarischen oder halbcivilisirten Bölkerschaft angehört hat. Also selbft diese
einfache Ersparniß an dem Militairbudget, indem man diese Ausgaben zur
Verbesserung der Lage des Volkes, zur Erhöhung der Bildungsmittel dessel-
ben verwenden könnte, würde wiederum der Wehrkraft des Landes zu gute
kommen. Meine Herren! Ich will Sie mit weiteren Ausführungen, so ver-
führerisch das Thema ist, nicht ermüden. (Bravol) Aber ich acceptire ein
Wort des verehrten Abgeordneten für Memel. Das Gesühl, hat er gesagt,
der Zusammengehörigkeit kann nicht ein xercirt werden, es muß einge-
lebt werden. Meine Herren, wenn man die Artikel des Verfassungsent-
wurfs des Norddeutschen Bundes betrachtet, so sieht es allerdings so aus,
als hätten die Herren Verfasser etwas daran gedacht, daß die Einheit Nord-
deutschlands einexercirt werden müßte. Ich meine, unsere Aufgabe muß
es sein — und die können wir nur erreichen, wenn wir unsere Rechte und
die Rechte unserer Nachfolger festhalten, — daß sie eingelebt werde, daß
hier die Vertreter des Demschen Volkes sich zusammenleben in dem gleichen
Streben für seine Wohlfahrt und seine Entwickelung, damit es seine Kultur-
aufgaben lösen könne! (Bravol links.)
Dr. Eichholz aus Hannover (Lüchow. Gartow 2c.)..) Meine Herren!
Die Abtheilung der Bundesversassung, in deren Berathung wir stehen, ist
vor Allem das Ergebniß der Nationalpolitik. Die Erfolge, welche die
Nationalpolitik für Deutschland gehabt hat, festzustellen, zu sichern, die Art
zu bestimmen, in welcher diese Feststellung und Sicherung erfolgen soll, ist
der Zweck der Artikel der vorliegenden Abtheilung. Die Nationalpoelitik, wie
das Boll sie gedacht und gehegt, beabsichtigte den Völkerfrieden. Damals
galt sie als revolutiondr. Der Kaiser Napoleon III. hat diese Politik auf
den Thron gesetzt und in ihrem Namen blutige Kriege angeregt. Irzt ist
sie legitim. Die Völker wollen bei der Nationalpolitik die Einigung der
Nationen von gleicher Abstammung, Sprachen, Sitten, auf friedlichem Wege.
Die Napoleonische Natlonalpolitik will dieselbe Einigung mit dem Schwerte
zusammenschweißen. Dadurch fordert sie die Staaten Europa's heraus, sich
bis an die Zähne zu bewaffnen, Europa in ein großes Heerlager zu ver-
wandeln. Demnach dürften wir allerdings, wenn der altrömische Ausspruch
wahr ist: „Wenn du den Frieden willst, dann sei zum Kriege gerlstet" —
auf eine lange Dauer und auf eine starke Befestigung des Friedens zu rechnen
haben. Aber ich fürchte, melne Herren, daß gerade die starke Kriegsmacht
bei der herrschenden Neigung zu Erwerbungen und Eroberungen weniger den
Frleden sichern als vielmehr den Krieg anregen wurde. Ich fürchte, daß
eine solche starke Kriegsmacht für den Norddeutschen Bund denselben Erfolg
*) St. Ber. S. 551. Mit dieser Rede schloß die 26. Sitzung vom 3. April 1867
und zusleich die Allgemeine Discnsfion.