Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band II (2)

Artilel 57 68. Eichholz. 315 
ganz auderer Soldat ist, als derjenige Oesterreichs, der vielleicht einer ganz 
barbarischen oder halbcivilisirten Bölkerschaft angehört hat. Also selbft diese 
einfache Ersparniß an dem Militairbudget, indem man diese Ausgaben zur 
Verbesserung der Lage des Volkes, zur Erhöhung der Bildungsmittel dessel- 
ben verwenden könnte, würde wiederum der Wehrkraft des Landes zu gute 
kommen. Meine Herren! Ich will Sie mit weiteren Ausführungen, so ver- 
führerisch das Thema ist, nicht ermüden. (Bravol) Aber ich acceptire ein 
Wort des verehrten Abgeordneten für Memel. Das Gesühl, hat er gesagt, 
der Zusammengehörigkeit kann nicht ein xercirt werden, es muß einge- 
lebt werden. Meine Herren, wenn man die Artikel des Verfassungsent- 
wurfs des Norddeutschen Bundes betrachtet, so sieht es allerdings so aus, 
als hätten die Herren Verfasser etwas daran gedacht, daß die Einheit Nord- 
deutschlands einexercirt werden müßte. Ich meine, unsere Aufgabe muß 
es sein — und die können wir nur erreichen, wenn wir unsere Rechte und 
die Rechte unserer Nachfolger festhalten, — daß sie eingelebt werde, daß 
hier die Vertreter des Demschen Volkes sich zusammenleben in dem gleichen 
Streben für seine Wohlfahrt und seine Entwickelung, damit es seine Kultur- 
aufgaben lösen könne! (Bravol links.) 
Dr. Eichholz aus Hannover (Lüchow. Gartow 2c.)..) Meine Herren! 
Die Abtheilung der Bundesversassung, in deren Berathung wir stehen, ist 
vor Allem das Ergebniß der Nationalpolitik. Die Erfolge, welche die 
Nationalpolitik für Deutschland gehabt hat, festzustellen, zu sichern, die Art 
zu bestimmen, in welcher diese Feststellung und Sicherung erfolgen soll, ist 
der Zweck der Artikel der vorliegenden Abtheilung. Die Nationalpoelitik, wie 
das Boll sie gedacht und gehegt, beabsichtigte den Völkerfrieden. Damals 
galt sie als revolutiondr. Der Kaiser Napoleon III. hat diese Politik auf 
den Thron gesetzt und in ihrem Namen blutige Kriege angeregt. Irzt ist 
sie legitim. Die Völker wollen bei der Nationalpolitik die Einigung der 
Nationen von gleicher Abstammung, Sprachen, Sitten, auf friedlichem Wege. 
Die Napoleonische Natlonalpolitik will dieselbe Einigung mit dem Schwerte 
zusammenschweißen. Dadurch fordert sie die Staaten Europa's heraus, sich 
bis an die Zähne zu bewaffnen, Europa in ein großes Heerlager zu ver- 
wandeln. Demnach dürften wir allerdings, wenn der altrömische Ausspruch 
wahr ist: „Wenn du den Frieden willst, dann sei zum Kriege gerlstet" — 
auf eine lange Dauer und auf eine starke Befestigung des Friedens zu rechnen 
haben. Aber ich fürchte, melne Herren, daß gerade die starke Kriegsmacht 
bei der herrschenden Neigung zu Erwerbungen und Eroberungen weniger den 
Frleden sichern als vielmehr den Krieg anregen wurde. Ich fürchte, daß 
eine solche starke Kriegsmacht für den Norddeutschen Bund denselben Erfolg 
*) St. Ber. S. 551. Mit dieser Rede schloß die 26. Sitzung vom 3. April 1867 
und zusleich die Allgemeine Discnsfion.
	        
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