Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band II (2)

Artikel 60. Podbieleéki. 355 
gegenwärtig über diesen Punkt, glaube ich, kein Streit weiter zu führen, und 
kein Wort mehr zu verlieren. (Sehr gut! Bravol!) Als die Verhandlun- 
gen von Nikolsburg begannen, und die Möglichkeit nahe lag, in eine 
weitere Kriegführung auf verschiedenen Fronten verwickelt zu werden, da war 
— Dank der Reorganisation! — der Kriegeminister in der glück- 
lichen Lage, zu sagen: wenn die Politik es verlaugt, die Mittel sind dal 
(Lebhaftes Bravol) Setzen Sie die Militairverwaltung des zu gründen- 
den jungen Bundes nicht in die Lage, daß sie mit einem Deficit beginnt. 
Ich hätte nun noch einige Worte zu sagen zur Begründung des Geldcon-= 
tingents; ich bitte, dazu meinem Herrn Commissar das Wort zu geben. 
(Lebhaftes Bravol) 
Bumdescommissar Generalmajor von Poddbielski.?') Den angeführten 
Daten über die Stärke der Armee erlauben Sie mir, meine Herren, noch 
einige kleine Bemerkungen hinzuzufügen. Es erscheint groß, wenn man heute 
300,000 Mann für den Norddeutschen Bund verlangt. Rechnet man aber 
einfach zusammen, was Preußen mit den jetzigen verbündeten Staaten früher 
zu stellen hatte, so ist die Differenz sehr unbedeutend. Wir stellten 206,000 
Mann, die andern Staaten 74,000 Mann; das waren also 280,000 Mann, 
die bieher auch schon gestellt wurden. Ich führe dies nur an, weil nament- 
lich neulich vielfach behauptet wurde, die 300,000 Mann seien eine Bedro- 
hung des Friedene Europas. Was die Geldcontingente aunbetrifft, so 
ist nach der Uebersicht, die sich in den Händen der Herren befindet, bieher 
das Bedlirfniß der Preußischen Armee auf 213 Thaler pro Kopf festgestellt 
worden.) Wollte man die Normen festhalten, die bisher gegolten haben, so 
würde man unter Berechnung der zeitweiligen Theuerungsverhältnisse und 
kleinerer Bedürfnisse sich mit 214 Thaler fÜr das Jahr begnügen können. 
Es sind aber Bedürfnisse vorhanden, die nicht bloß von der Regierung, son- 
dern von allen Seiten, namentlich aber in früheren Sitzungen des Abgeord= 
netenhauses wiederholt betont worden sind, und die, wenn namentlich das 
Geldcontingent auf eine lüngere Reihe von Jahren festgestellt werden soll, 
jetzt gleich in's Auge gefaßt werden und ihre Befriedigung in dem Contin- 
gent finden müssen. Diese Bedürfnisse bestehen zunächst und vorzugsweise 
in der auereichenderen Entschädigung für die Quartiergewährung. Es ist 
von allen Seiten darllber geklagt worden, daß, wo die Quartierlast bei uns 
auf den Communen ruht, diesen dafür auch eine entsprechende Entschädigung 
werden muß. Sie ist bei uns sehr niedrig gegriffen, und es wird sich daher 
empfehlen, daß man mindestens mit fünf Thaler pro Kopf über die bieherige 
Gewährung hinauegeht. Ee steigert sich damit das Bedürfnih gleich von 
214 auf 219 Thaler. Es würden also nur noch 6 Thaler nachzuweisen 
sein. Ich gehe nicht auf die Details ein, glaube vielmehr, Ihnen durch 
5) St. Ber S. 568. Bergl, oben (Bd. II.) S. 267 unten: „Erlänterungen“. 
½% S. 269 unten. 
2“
	        
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