Artilel 62. Ornmbrecht. 407
sprechen will — was sich daran gekunpft hätte, was das Land noch nachher
zu kragen gehabt haben würde. Das, meine Herren, vergessen Sie nicht,
und wenn Sie es nicht vergessen, dann steigen Sie doch von dem kleinen,
ich möchte sagen, Handelssitz hinauf zu dem hochstehenden Sitßze eines Staats-
maunes, eines weisen Staatsmannes, der voraussieht, was kommen kann,
vorsorglich vorbaut, daß das Unglück nicht einbrechen kann, und zu rechter
Zeit die Maßregeln ergreift, die dazu nothwendig werden, — der das Land nicht
wehrlos macht und damit gewissermaßen die auf den Besitz dieses wohlha-
beuden Landes begierigen Nachbarn verleitet her ukommen, sondern der durch
eine schlagsertige Armee es dahin zu bringen weiß, daß sie Respeet haben,
sich fern zu halten, wo sie nicht hingebeten sind. Also dies, meine Herren,
möchte ich Ihnen als Mahnung aussprechen, namentlich allen Denjenigen,
welche die Bedeutung der Armee bisher unterschätzt haben, — vergessen Sie das
nie! Die Armee ist sich ihrer großen Aufgabe immer bewußt und bleibt sich
deren bewußt, sie trägt nicht umsonst die Devise „Mit Gott, für König und
Vaterland“, sondern sie ist bemüht, dieser Divise nach auch zu leben. Wenn
Sie sich auf diesen höheren Standpunkt zu dieser Armee erheben, dann wer-
den Sie thun, was ihr nokhwendig ist, und die Armee wird mit dem höch-
sten Danke das empfangen, was Sie für sie geben, wenn es in der groß-
herzigen Weise geschieht, wie — ich spreche namentlich von dem Preußischen
Landtage — dieser in grohherzigster Weise das Juvalidengesetz erlassen hat.
Wenn Sie in solcher grohherzigen patriotischen Weise zur rechten Zeit das
Geld geben und es nicht zurückhalten, — ich möchte sagen, haudelud zurülckhal-
ten, sondern großartig die Verhältnisse ansehen und grohartig auch die Mittel
dazu bewilligen, dann wird die Armer auch in der Lage sein, ganz ihre
Schuldigkeit thun zu können. Wenn Sie das aber nicht thun, wenn Sie
der Armee die Mittel enkiehen, wenn die Armee nicht im Stande ist, das
Vertranen zu sich selbst zu gewinnen, dann, melne Herren, tritt der schlim-
mere Fall ein als der ist, der Ihnen von einem meiner Collegen ausge-
sprochen ist, in welcher traurigen Lage ein commandirender General ist, der
kein Vertrauen zu seinen Truppen haben kann — dann trikt der Fall ein,
wo die Truppen selbst kein Vertrauen zu sich haben und eine Arme, die
nicht mit vollem Vertrauen in den Krieg gehen kann, ist schon halb geschla-
gen. (Sehr richtig)) Das ist ein Unglück! Ich wiederhole also noch ein-
mal: seien Sie nicht karg in dem, was nothwendig ist. Ee ist eine falsche
Sparsamkeit, so zu handeln. Ich will Ihnen ein Wort des ersten Napoleon
mm Schluß geben, der gesagt hat: es ist weiser, sich die Millionen zu be-
zahlen, als dem Feinde, den man sich in das Land hineinzieht, indem man
unterlassen hat, was nothwendig war, ihn vom Lande abzuhalten. (Bravol!)
Grumbrecht (Harburg).,") Meine Herren, ich bezweifle nicht, daß Jeder
von uns mit vielen Worten des Vorredners vollständig einverstanden ist.
% Et. Ber. S. 590.