Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band II (2)

32 Nelcheteg. 
Schwierigkeiten zu erheben, wo wir endlich angelangt siad an der 
Reolisation der deutsch-nationalen Hoffnungen? Meine Herren, ich erkenne 
diesen Vorwurf als berechtigt an. Es hat meinerseits aber nicht am guten 
Willen gefehlt, nicht bloß eine Kritik zu Üben, fondern auch wirklich ver- 
bessernde Vorschläge zu machen; ich muß aber eingestehen, daß ich zu der 
Ueberzeugung gekommen bin, wie es nicht möglich ist, aus der Mitte 
dieser hohen Versammlung, sich Über einen Antrag zur Verbesserung des 
Wahlgesetzes in einer beschränkenden, größere Garantien gewährenden Rich- 
tung, zu vereinigen. Ich habe an eine Resolution gedacht, welche das 
Preußische Herrenhaus, bei Bestätigung des Wahlgesetzes, fei- 
ner Zeit mit Überreicht hat; es war ein Vorschlag, welcher einen Theil 
des künftigen Reichstages componiren wollte aus Abgcordneten, welche in 
den Wahlbezirken von den dreißig höchstbesteuerten Urwählern, In dlrecter 
Wahl, ernannt würden, wie es das Wahlgesetz der früheren Ersten Preußischen 
Kammer bestimmte, welches seiner Zeit conservative und gleichgeitig patriotische 
Elemente, eine Reihe von Jahren, in die Volksvertretung entsendet hat. Auch 
die Nothwendigkeit eines Oberhauses ist in dieser Resolution des 
Herrenhauses anerkannt und empfohlen. Ich habe jetzt keine weitere Macht 
als diese Beschlüsse einer zukünftigen Gesetzgebung hiermit zu empfehlen. 
Auch den Antrag von Brünneck — wenn er mir auch nicht genülzt, 
wenn es mir auch zweifelhaft ist, ob dieser Autrag in seiner Wirkung durch- 
schlagend ist; indeß einer, der am Ertrinken ist, greift nach jeder schwimmen- 
den Planke — und so acceptire ich diesen Vorschlag als eine Verbesserung. 
Zum Schluß indeffen muß ich aufrichtig doch bekeunen, daß ich noch einige 
Hofsnungen hobe für die Existenz, für die Erhaltung, für die 
Entwickelung dieses Bundesvertrages: dae ist vor allen Din- 
gen: keine Diäten, das ist ferner die Hoffnung, daß die bestehende politische 
Situation noch bei den nächsten Wahlen einwirkend sein wird, und daßb dieses 
Haus den Antrag einer Sechsjährigkeit der Legielatur annehmen wird, und 
daß dann diese zukünftige Verfommlung die Ruhe, die Leidenschaftslosigkeit, 
den Patriotismus haben wird, ein so großes Werk durchzuführen, welches 
doppelt schwierig durchzuflhren ist, weil es nicht allein gegebene vorhandene 
Verhältnisse berührt, sondern neue Verhältnisse schaffen muß, die daher mehr 
als jede andere Versa umlung des Charakters riner Stetigkeit bedarf. Gegen- 
Über diesem kleinen inhaltsreichen, für mich hoffnungsreichen 
Worte keine Diäten, gebe ich die Beamten gern und willig da- 
hin. (Große Heiterkeit.) Ich anerkenne die politische Berechtigung 
des Beamtenstandes in Deutschland, ich hoffe, er wird sich selbst 
beschränken, namentlich in den Kategorien der Geistlichkelt und des 
Richterstandes, er wird, wie es in England der Fall ist, durch die 
öffentliche Sitte dahin geführt werden, dlese Kategorien aus 
dem tranrigen Bereich politischer Leidenschaften herauszuzlehen, 
welche störend in alle Verhültnisse eingreifen, und wenngleich ich im Allgemeinen
	        
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