Full text: Materialien der Deutschen Reichs-Verfassung. Band II (2)

442 Bundeskriegswesen. 
Über Einrichtungen der tiesgreisendsten, die größten Lasten mit sich 
fÜühreuden Art, bestimmen zu können entweder durch die Regierung allein 
oder durch die Landesvertretung mit der Regierung. Der Herr Kriegeminister 
hat eben darauf aufmerksam gemacht, daß bei den Bedlirfnissen für die Armee 
der Finanzminister ein gewichtiges Wort mitzusprechen habe. Das ist 
gewiß wahr. Wir sind nicht erst in den Zeiten der Verfassung, 
sondern längst früher gewohnt gewesen, daß der Kriegsminister und der 
Finanzminister in einem nicht immer sehr freundlichen Verhältnit zu einan- 
der gestanden haben. Aber da gerade kinn ich auf eine Erfahrung der con- 
stitutionellen Aera aufmerksam machen, wo gerade der Finanzminister sich 
auf die Landesvertretung und das, was man vor der Landesvertretung gel- 
tend machen könne, berief, um die Forderung des Kriegsministers herabzu- 
drülcken (Hört! links); es ist der bekonnte Brief des Herrn v. d. Heydt im 
Jahre 1862. (Heiterkeit.) In Folge dessen ist denn auch wirklich die An- 
forderung des Herrn Kriegsministers von 41 Millionen auf 391 Millionen 
zurlickgesührt worden, um vor dem Lande und dem Abgeordnetenhause eher 
mit den neuen Forderungen durchzudringen. Schon in dieser Hinsicht also 
halte ich es für dringend nothwendig, daß Überall auch noch die Instanz der 
Volksvertretung über den Berhandlungen innerhalb der Reglerung vorhanden 
sei, daß dies Mittel nicht ein für allemal durch die Bewilligung eines Pausch- 
quantums aus der Hand gegeben werde. Herr Braun und Herr Migquel 
sprachen es fast als einen Trost aus, Herr von Bincke auch, daß 
wir bald Über die 225 Thaler hinaus kommen würden und dann 
eben vollständige Macht haben wülrden auch auf die Militairverwaltung. 
Meine Herren, die 225 Thaler mögen nach den Berhältnissen anderer 
Länder gering bemessen sein, nach unsern Berhältnissen sind sie 
das aber keineswegs. Es ist dies die höchste Forderung, welche bis 
jetzt in Preußen jemals erhoben worden ist. (Hört! links.) Auf die 
Belastung bei der gegenwärtigen Formation der Armee, auf die 
Forderungen, die an das Land wegen ihrer gestellt werden, muß ich mir er- 
lauben mit ein paar Worten zurückzukommen, weil ich meine, daß in den 
bieherlgen Berhandlungen einige Unrichtigkeiten darüber vorgekommen sind. 
Zuerst und hauptsüchlich bemißt sich die Last nach der Ziffer der Armee. 
In einer unlöslichen VBerbindung steht das. Nun hat Herr von Bincke ge- 
sagt, auf die alten Preußischen Provmzen wülrden jetzt einige Tausend Mann 
weniger kommen, als bisher. Das ist richtig. Nach der Organisation, nach 
den Etatsnachweisungen des letzten Jahres sollten die Mannschaften für die 
alten Preußischen Provinzen sich auf 206,000 Mann belaufen. Wenn man 
jetzt annimmt, daß die Bevölkerung der alten Preußischen Provinzen gegen 
20 Millionen beträgt (Widerspruch), — ich denke die Zahl von 1864 war 
19,300,000; nach der gewöhnlichen Zunahme von ungefähr 200,000 jährlich 
wird Ende 1867 eine Ziffer von 19 Millionen und ungefähr 900,000 Ein- 
wohnern herauskommen, also gegen 20 Millionen; — die Ziffer der Mann-
	        
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